Kalamitäten mit Kalam – Kosmologischer Gottesbeweis (Teil 1)


Foto: brightsblog
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Dies ist ein weiteres Argument für die Existenz Gottes, es gehört zu den »kosmologischen Gottesbeweisen«. Vor allem im islamischen Raum ist es sehr weit verbreitet. Das Wort Kalam bedeutet soviel wie arabische Philosophie oder Theologie. Das Argument selbst geht zurück auf Aristoteles, ist aber hier sehr viel weiter entwickelt worden. Es besteht aus mehreren Argumenten, die aufeinander aufbauen.

Von Volker Dittmar|Richard Dawkins-Foundation

Das Argument

Ich stelle zunächst die einzelnen Teile des Arguments dar und übe gleich Kritik daran. Da es sich um eine Kette aus Argumenten handelt, die aufeinander aufbauen, ist mit dem ersten Argument im Grunde genommen schon die ganze Kette erledigt. Trotzdem, um zu zeigen, wie man Argumente widerlegt, nehme ich alle Teile auseinander.

Positiv ist auch an diesem Argument hervorzuheben, dass die Existenz Gottes nicht »einfach so behauptet wird, sondern dass dies durch rationale Argumente gestützt wird. Es wird eine Begründung geliefert, und wenn man bereit wäre, etwas ohne Begründung zu glauben, dann könnte man buchstäblich alles glauben, und das ist selbstwidersprüchlich – denn wenn man bereit wäre, alles zu glauben, dann auch von allem das Gegenteil, und das geht nicht.

Argument 1 – Beginn der Existenz

(P1) Alles, was zu existieren beginnt, hat eine Ursache.
(P2) Das Universum begann zu existieren.
(S1) Daher: Das Universum hat einen Ursache für seine Existenz.

Im Prinzip habe ich das schon hier behandelt: Vorbemerkung zu den Gottesbeweisen (diese Einführung sollte man gelesen haben, um die Begriffe zu verstehen). Aber hier wird ein recht simpler, aber genialer Dreh verwendet, der die Probleme des Arguments von Aristoteles vermeidet.

Beschäftigen wir uns mit den Prämissen:

(P1) Alles, was zu existieren beginnt, hat eine Ursache.

Es ist die Rede von »allem, was zu existieren beginnt. Da Gott, so wird angenommen, nicht zu existieren beginnt, braucht er daher keine Ursache. Das Problem hierbei ist, dass der Begriff der »Ursache missbräuchlich verwendet wird. Damit wir behaupten können, dass A die Ursache von B ist, müssen ein paar Voraussetzungen erfüllt sein.
A kann dann und nur dann die Ursache von B (= Wirkung) sein, wenn …

  1. A muss existieren. Ansonsten ist das synonym zu »eine nicht existierende Ursache A verursachte B, was gleichbedeutend ist mit »B hatte keine Ursache.
  2. B muss existieren. Sonst haben wir eine Ursache, die auf nichts wirkt.
  3. A muss Energie auf B übertragen. Ansonsten fehlt jede Verbindung zwischen A und B, die Behauptung wäre dann willkürlich.
  4. A und B müssen im selben Raumzeit-Kontinuum existieren. A und B können weit auseinander liegen, aber es muss eine räumliche Verbindung zwischen beiden geben. Und beide müssen in derselben Zeit existieren. Das bedeutet, wir haben es mit einem zeitlichen Vorgang zu tun, es gibt ein »Vorher und ein »Nachher, also vor der Wirkung und nach der Wirkung.

Ohne diese Vorbedingung können wir nicht von Ursache reden. Aber, für die Schöpfung des Universums werden drei der vier Bedingungen verletzt!

Wir kennen so etwas wie eine »Schöpfungsursache nicht. Jede bisher beobachtete Ursache bestand darin, dass etwas bereits Existierendes eine Änderung im Zustand von etwas Anderen, das auch existiert, bewirkt.

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7 Comments

    1. Was in der obigen Aufstellung 1-4 total untergeht sind einige wesentliche Aspekte

      1) wo hat sich der himmlische Zombie die ersten 9 Milliarden Jahre im Universum rumgestrieben, hatte er noch gar keine Fluglizens

      2) warum und wann ist er auf die Erde gekommen, als die 1 Milliarde Jahre ein zusammengewürfelten Steinhaufen ohne Wasser war, Hat er veileicht einen Dachschaden erlitten, als ihm so eim Asteroid auf den Schädel geknallt ist

      3) warum hat er gut 3,7 Milliarden Jahre einfach nur rumgesessen, Löcher in die Luft gestarrt, um dann aus Lehm den Homo-Religiotis als sein Ebenbild zu formen

      Antworten wären endlich einmal ein Gottesbeweis

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  1. auch Aristoteles war nur Mensch und Menschen machen Fehler,auch Aristoteles…………….klarer Fehler der Menschen war und ist auch Religionen „einzurichten“!

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  2. Gott als Urknall auslösender Pyromane? (Wo hatte er nur das Feuerzeug her?) Da er ja keine Vorfahren hat, konnte ihn schließlich auch niemand vom zündeln abhalten und das Zufallsergebnis ist nun das Universum samt
    seiner, „zu Bewußtsein befähigten Materie aus Sternenstaub“, von der er fordert ihn anzubeten und zu verehren. (Ist doch Logisch. Oder?)
    Für Anwender, zur Beachtung: „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie weder Ihren Ortspriester noch sonstige Geistergläubige sondern, falls Ihr Verstand dies zulässt, am besten nur sich selbst.“ 😉

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    1. @Rolo
      Du übersiehst die Zeit wie wir sie kennen, die entstand mit dem Urknall.
      Es gab kein Vorher, kein Feuerzeug zum Zündeln, einfach garnichts

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  3. Es gehr auch einfacher: Ontologischer Beweis der Nichtexistenz Gottes

    Etwas, das vollkommen und allmächtig ist, muss auch existieren, sonst wäre es nicht vollkommen und allmächtig. Da Gott vollkommen und allmächtig ist, muss er also existieren (ontologischer Gottesbeweis).

    Da soll es also einen Gott geben, der vollkommen und allmächtig ist und vor etwa 6’000 Jahren die Welt in 6 Tagen erschaffen hat. Man dürfte erwarten, dass alles, was ein vollkommener und allmächtiger Gott erschafft, auch vollkommen ist. Leider trifft dies zumindest auf den Menschen nicht zu, denn Adam liess sich von Satan zum Abfall von Gott verleiten. Da es Gott nicht schaffte, bei der Schöpfung das Böse auszuschalten, ist er nicht vollkommen und nicht allmächtig. Etwas, das nicht vollkommen und allmächtig ist, kann zwar existieren, aber es ist kein Gott.

    Es gibt offensichtlich mindestens so viele Götter wie Religionen, und jeder Gläubige ist überzeugt, den einzig wahren Gott zu „haben“. Keinem dieser Götter gelingt es aber, allen Menschen zu zeigen, dass er der einzig richtige Gott ist, also ist keiner dieser Götter vollkommen und allmächtig. Keiner dieser Götter ist ein Gott. Keiner dieser Götter existiert objektiv.

    Vielleicht gibt es ein naturgesetzliches Prinzip der Notwendigkeit, das erklärt, dass es nicht nichts geben kann, sondern dass ein Universum wie eine Blase in kochendem Wasser zwingenderweise irgend einmal aus dem Nichts entstehen muss. Aber auch ein solches abstraktes Prinzip ist nicht allmächtig, da es nicht voraussagen kann, wann das Ereignis eintritt. Bei 100 Milliarden Galaxien mit je 100 Milliarden Sternen ist es ferner rein eine Frage der Wahrscheinlichkeit, ob sich auf irgend einem Planeten mal intelligente Wesen entwickeln. Genauso wahrscheinlich ist es aber, dass das Leben wieder vernichtet wird, wenn z.B. ein grosser Meteorit auf dem Planeten einschlägt, spätestens aber dann, wenn seine Sonne sich aufbläht, den Planeten verschlingt, explodiert und schliesslich verglüht. Dies kann nicht aufgehalten werden, weil es ein Naturgesetz ist. Man könnte nun behaupten, ein Gott hätte diese Naturgesetze erschaffen, doch wäre er auch dann nicht allmächtig, weil er ihre Wirkung nicht aufheben kann. Die Existenz eines Gottes ist nicht notwendig, weil sie alles nur komplizierter machen würde.

    Der Glaube an einen Gott entspringt allein dem menschlichen Gehirn, ist also ein rein psychisches Phänomen. Der Mensch, bzw. sein Gehirn hat die Götter erschaffen und nicht umgekehrt. Der Gottesglaube, die Bindung an übernatürliche Kräfte (Religion) half dem Menschen psychisch im Überlebenskampf gegen eine brutale und vorerst unbegreifliche Umwelt. Der Glaube kann Gläubigen durchaus noch heute Trost und Hoffnung geben. Gefährlich sind aber diejenigen, die glauben, ihr Gott habe ihnen den Befehl erteilt, ihren Glauben, der der einzig wahre sei, den Ungläubigen wenn nötig mit Gewalt aufzuzwingen und sie, die Gotteskrieger, dafür zu belohnen, wenn auch erst im eingebildeten Jenseits….

    Je höher eine Zivilisation entwickelt ist, desto weniger Götter hat sie. Der ägyptische Pharao Echnaton versuchte schon vor 3300 Jahren, die Anzahl der Götter zu reduzieren. Die jüngste Hochreligion, der Islam, hat wie das Judentum und das Christentum nur noch einen einzigen Gott, nämlich Allah. Es ist folgerichtig festzustellen, dass die moderne Religion gar keinen Gott mehr hat.

    Glaube ist Vermutung, Ahnung und Hoffnung. Der Glaube ist eine Funktion des menschlichen Gehirns, und ohne Glauben im Sinn der obigen Definition kann kein Mensch leben ohne zu verzweifeln. Der Glaube verschafft Zuversicht, Trost und Rückhalt, und dies ist die eigentliche Bedeutung von Re-ligion. Das Wort stammt aus dem Latein (re-ligio) und bedeutet Rück-bindung. Der moderne Mensch findet seinen Halt in Gesellschaft, Sport, Wissenschaft, Philosophie und Kunst und hält sich an die aufgeklärten Moralvorstellungen eines demokratischen Rechtsstaates.

    Martin Lohner

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    1. Worte mit „All“ sind Mumpitz, sie sind in sich inkonsequent wie ein kreisrundes Viereck

      1) Wenn Gott allmächtig ist, dann baut er eine Mauer, die niemand übersteigen kann

      2) Wenn Gott nicht über diese Mauer kommt, dann ist er nicht allmächtig

      Damit ist diese Art der Argumentation Quatsch

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