Islamistischer Terrorismus: Die Scharfmacher sind nebenan


„Je suis Prof“ – „Ich bin Lehrer“: Nach der grausamen Ermordung eines Lehrers demonstrieren in Frankreich Tausende für die Werte ihrer Republik.

Leo Klimm | Süddeutsche Zeitung

Foto: Michel Euler/AP

„Je suis prof“ – „Ich bin Lehrer“: Die an die Kundgebungen nach dem Anschlag auf die Zeitschrift Charlie Hebdo angelehnte Losung dominierte auch die Solidaritätsproteste am Place de la République am Sonntag.

In Wellen schwappt der Applaus über den Platz. Wie eine akustische La Ola, mal wird auf der Nordseite geklatscht, mal auf der Südseite. Der Place de la République ist voll mit Menschen, Corona kann sie nicht schrecken. Sie schreckt die Vorstellung, dass sich Frankreich dem Terror beugt und sich von religiös aufgeladenem Hass spalten lässt. Dicht zusammenstehen, das wollen sie an diesem Sonntag in Paris, Alte und Junge, feine Damen mit Pudel auf dem Arm, einfache Leute, Familien. Manche recken eine Mohammed-Karrikatur in die Höhe, auf den Transparenten ist ein Wort ganz groß geschrieben. Das Wort steht auch oben auf dem Monument in der Platzmitte: „Liberté“.

Juliette hat „Je suis prof“ auf ihre Maske geschrieben, „ich bin Lehrer“. Der mutmaßliche Mord an dem Lehrer Samuel Paty vergangenen Freitag hat sie erschüttert. „Wir waren doch alle einmal an der Schule“, sagt die Architektin, die nur ihren Vornamen nennen möchte. „Wir haben alle beigebracht bekommen, wie wichtig Meinungsfreiheit ist.“ Sie will auch, sagt Juliette, dagegen aufstehen, dass Islam und Islamismus miteinander vermischt werden. Sie ist mit einer Freundin gekommen, sie sind da, ihre Trauer auszudrücken, den neuerlichen Schock zu verarbeiten. Und um ihr Land gegen die finstere, todbringende islamistische Ideologie zu verteidigen.

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