Framing im Fall Assange: Wann ist ein Krieg ein Krieg?


Mediensplitter (25): Wann ist ein Krieg ein Krieg – und wann ein Militäreinsatz oder eine Spezialoperation? Das sogenannte Framing wirkt an diesen Stellen entscheidend.

Sebastian Köhler | TELEPOLIS

Enthüllte er die falschen Kriegsverbrechen? Julian Assange. Archivbild: David G. Silvers, Cancillería del Ecuador / CC-BY-SA-2.0

er Gründer der Enthüllungsplattform WikiLeaks, der australische Journalist Julian Assange, musste im Rechtsstreit um seine von US-Seite geforderte Auslieferung aus dem Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh bei London in die USA am Freitag erneut einen Rückschlag hinnehmen.

Ein Richter am Londoner High Court hat laut Nachrichtenagentur dpa zwei von Assanges Anwälten eingereichte Anträge auf Berufung abgelehnt. So weit, so schlecht, was die Nachrichtenlage angeht. Bemerkenswert ist in diesem „Fall Assange“ einmal mehr, was und wie wichtige Medien in Deutschland in dieser Sache berichten. Zwei aktuelle Aspekte des „Framing“ und „Wording“ seien hier exemplarisch näher betrachtet.

Erstens: Wann ist ein Krieg ein Krieg? Offenbar mit Bezug auf einen dpa-Text findet sich in vielen wichtigen Medien hierzulande die Formulierung von „US-Militäreinsätzen“ – wie zum Beispiel im rbb-Inforadio, bei tagesschau.de und auf faz.net.

Assange wird vorgeworfen, gemeinsam mit der Whistleblowerin Chelsea Manning geheimes Material von US-Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan gestohlen, veröffentlicht und damit das Leben von US-Informanten in Gefahr gebracht zu haben.
tagesschau.de

Zweitens: Welcher Verlauf der Dinge wird als der „normale“ angesehen? In denselben Nachrichtenquellen heißt es einleitend, Folgendes sei „der Plan“:

Der Gründer der Enthüllungsplattform WikiLeaks, Julian Assange, hat im Rechtsstreit um seine geplante Auslieferung in die USA einen weiteren Rückschlag hinnehmen müssen.

Bevor beide aktuellen Beispiele diskutiert werden, kurz etwas zum Hintergrund: „Framing“ heißt medienwissenschaftlich, dass eine bestimmte Perspektive in der Betrachtung und Vermittlung eines bestimmten Gegenstandes eingenommen wird.

Es ist eine interessengeleitete Rahmensetzung, um bestimmte Wahrnehmungsmuster zu aktivieren – und andere eben nicht. Medien organisieren Aufmerksamkeit, durch Auswahl, Hervorhebung, Wiederholung und Auslassung.

Warum wir alle framen

So wird ein Interpretations-Horizont für die Rezipierenden aufgespannt. Durch Framing werden bestimmte Aspekte betont, während andere in den Hintergrund treten. Daher werden auch bestimmte Bewertungen eines Themas nahegelegt. Wichtig zu wissen: Medien und Menschen können praktisch „nicht nicht-framen“. Auch in diesem Beitrag hier wird zwangsläufig geframed.

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