Wirbel um Sylt-Video: Naziparolen im BWL-Chic


Claudia Wangerin | TELEPOLIS

Dass zahlende Gäste hier „rumgehitlert“ haben, wollen die Betreiber des Kampener Nobelclubs „Pony“ erst im Nachhinein erfahren haben. Foto: Magnus Manske / GFDL/CC-BY-SA

Ein arbeitsloser „Wendeverlierer“ aus Mecklenburg-Vorpommern wurde 1992 zum Inbegriff des hässlichen Deutschen, als er während der rassistischen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen – offensichtlich schwer betrunken und mit scheinbar vollgepisster Jogginghose – den rechten Arm zum Hitlergruß erhob. „Obenrum“ trug er das Trikot der deutschen Fußballnationalmannschaft.

Nachdem ein Spiegel-Fotograf die Szene festgehalten und zahlreiche Medien sie weiterverbreitet hatten, behauptete der Mann in einem Stern-Interview peinlich berührt, der dunkle Fleck im Schritt stamme aus einer Bierdose, die er bei einer Autofahrt zwischen seinen Beinen eingeklemmt habe.

Angeblich kein Nazi – nirgends

Er könne das aber nicht beweisen, weil er die Jogginghose voller Wut verbrannt habe. Auch sei er kein Nazi und habe den Arm nicht bewusst zum Hitlergruß erhoben.

Gleichwohl wurde er im Frühjahr 1993 wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen zu einer Geldstrafe in Höhe von 300 D-Mark verurteilt. 2006 starb er laut einem Medienbericht mit Anfang 50 – seine sprichwörtlichen „15 Minuten Ruhm“ hatten ihm wohl nicht gutgetan, sie zogen sich aber noch lange hin.

Mit Klassenhass von oben gegen Rechts?

Das Bild vom armen Loser, der auf die aggressivste Form des Nationalstolzes zurückgreift, weil er sonst nichts hat, worauf er sich etwas einbilden kann, wurde auch von Linken und Linksliberalen oft und gern reproduziert.

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