Bundesprüfstelle an der Nase herumgeführt


hpd.de
Quelle: hpd.de

BONN. (hpd) Anfang September 2007 waren zwei Bücher von Rudolf Steiner knapp der Indizierung durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien entgangen – weil der Verlag zusicherte, alsbald kommentierte Neuauflagen herauszubringen und bis dahin das Buch nur mit einer Beilage auszuliefern. Doch nach über einem Jahr ist noch immer nichts geschehen.

Wer etwa das Buch „Die Mission einzelner Volksseelen im Zusammenhang mit der germanisch-nordischen Mythologie“ über den Buchhandel bestellt, erhält die bisherige Auflage und zwar ohne einen Beipackzettel, der auf Risiken und Nebenwirkungen des Gedankenguts von Rudolf Steiner hinweist.

Dabei hatte die Bundesprüfstelle in ihrer Entscheidung vom 6.9.2007 ausdrücklich festgestellt, dass das Werk des Begründers der Waldorfschulen „in Teilen als zum Rassenhass anreizend bzw. als Rassen diskriminierend anzusehen“ sei. Auf eine Indizierung war damals verzichtet worden, weil die Rudolf Steiner Nachlassverwaltung, deren Verlag das Buch vertreibt, zugesichert hatte, selbst für Abhilfe zu sorgen: „Das 12er-Gremium hat jedoch aufgrund der Erklärung des Verlages, zukünftig das benannte Buch nicht mehr in der vorliegenden Form zu veröffentlichen, gemäß § 18 Abs. 4 JuSchG, und damit wegen der Annahme eines Falls von geringer Bedeutung, von einer Listenaufnahme abgesehen. Die vorhandenen Restexemplare der gegenwärtig letzten Auflage erhalten nach Zusicherung des Verlages eine kritisch kommentierende Beilage. Die in Vorbereitung befindliche Neuauflage wird, in Anlehnung an die Verfahrensweise bei den niederländischen Ausgaben, eine kommentierte Ausgabe sein.“

Da der Vorgang zu einer umfangreichen kritischen Berichterstattung über die rassistischen Vorstellungen Rudolf Steiners und den Umgang der Anthroposophen damit führte, sahen sich diese im Folgenden gezwungen einzuräumen, dass „einzelne Formulierungen“ im vielbändigen Schrifttum Steiners „diskriminierend wirken“ könnten. In einer „Stuttgarter Erklärung“ betonte der Bund der Freien Waldorfschulen, dass sich Anthroposophie gegen jede Form von Rassismus und Nationalismus richte. Und aus der Rudolf Steiner Nachlassverwaltung war zu hören, dass für die publizistischen Vorhaben keine „Kompromisslösung“ angestrebt werde; die Basler Zeitung zitierte den Präsidenten der Einrichtung mit den Worten: „Wir wollen einen klaren Umgang mit der Problematik.“ Doch bereits damals wurden Stimmen laut, die selbstkritischen Einsichten könnten vielleicht nur vorgetragen worden sein, um den Erwartungen der Öffentlichkeit nachzukommen; ob sich hier tatsächlich ein Kurswechsel innerhalb der deutschsprachigen Anthroposophen, die Steiner bislang stets als ausschließliche Lichtgestalt dargestellt hatten, andeute, bleibe abzuwarten.

Dass die Überarbeitung der Steiner-Ausgaben nicht (oder zumindest noch nicht) erfolgt ist und offenbar auch kein kommentierendes Beiblatt beigelegt wird, deutet darauf hin, dass diejenigen Recht behalten haben, die in den Verlautbarungen und Pressekonferenzen im Herbst 2007 nur eine Inszenierung für Medien und aufgeschreckte Waldorf-Eltern sahen. Diesen Eindruck verstärken Äußerungen aus anthroposophischen Kreisen, welche die Entscheidung im Indizierungsverfahren als „Freispruch“ interpretieren. So erläuterte Henning Kullak-Ublick, Mitglied im Vorstand des Bundes der Freien Waldorfschulen, in einem Interview mit Deutschlandradio Kultur der Hörerschaft, die Bundesprüfstelle habe die inkriminierten „Stellen für unwesentlich erklärt und … sie eben nicht indiziert. Gerade das hat sie ja nicht getan. Sie wäre dazu verpflichtet gewesen, wenn sie die eben als rassendiskriminierend angesehen hätte.“ Angesichts der Tatsache, dass in der Entscheidung 5505 explizit steht, dass das Zwölfergremium zu dem Ergebnis gekommen ist, dass „Die Mission einzelner Volksseelen“ in Teilen „als zum Rassenhass anreizend bzw. als Rassen diskriminierend anzusehen“ sei, muss sich Kullak-Ublick eine Verdrehung der Fakten vorwerfen lassen. Noch dreister fabulierte die „Wochenschrift für Anthroposophie“ Das Goetheanum, als sie bereits im Oktober 2007 wahrheitswidrig behauptete, Vertretern des Dornacher Rudolf-Steiner-Verlages sei es gelungen, „die deutsche Bundesstelle für jugendgefährdete [sic!] Medien zu überzeugen, dass Steiner in der Tat kein Rassist war“.

Dem Vernehmen nach soll mittlerweile auch die Bundesprüfstelle davon Kenntnis haben, dass die Rudolf Steiner Nachlassverwaltung ihre im Zuge des Indizierungsverfahrens abgegebenen Zusagen nicht eingehalten hat. Bei der Staatsanwaltschaft in Berlin ist derweil eine Strafanzeige eingegangen; geprüft werden soll, ob die Steiner-Nachlassverwalter durch ihr Verhalten gegen das Jugendschutzgesetz verstoßen haben. Erstattet hat sie Andreas Lichte, der seinerzeit in dem Fall als Gutachter vor der Bundesprüfstelle aufgetreten war. Er hatte sich im Oktober das betreffende Buch bestellt und die Mogelpackung entdeckt. Die Hinhaltetaktik der Steinerianer empört ihn: „Ich halte es für einen Skandal, dass der Rudolf Steiner Verlag seine Selbstverpflichtung einer kritisch kommentierten Neuausgabe nicht erfüllt hat. Die Neuausgabe sollte ja innerhalb eines Jahres nach dem Verfahren vor der Bundesprüfstelle, also bereits zum 6. September 2008, erschienen sein.“

Ohnehin stelle sich ihm die Frage, so der ehemalige Waldorf-Seminarist, der als Insider gelten kann, „ob hier nicht der Bock zum Gärtner gemacht“ worden sei. Denn im Vorfeld des Verhandlungstermins hatten die anthroposophischen Vertreter immer wieder vorgetragen, es gebe überhaupt keine Rassenlehre und keinen Rassismus bei Rudolf Steiner. Und im Nachhinein kehren sie genau zu dieser Einschätzung wieder zurück und führen sogar die Entscheidung der Bundesprüfstelle als Beleg dafür angeführt, dass Steiners Tiraden über den „Rassencharakter“ der Europäer oder die kaukasische Rasse, die „auf die Sinne hin organisiert“ sei, selbstredend mit Rassismus nichts zu tun habe. Ob die Anthroposophen damit durchkommen? – Auf der juristischen Ebene möglicherweise, denn es ist unklar, ob die Einhaltung der Zusagen erzwungen werden kann. Dem Ansehen der Anthroposophie und damit auch der Waldorfschulen sind solche Versuche, die Öffentlichkeit an der Nase herumzuführen, jedoch wohl eher abträglich.

Gunnar Schedel
In der Anlage zwei Hintergrundsartikel aus den „Materialien und Informationen zur Zeit“ (MIZ) zur Thematik.

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Autor: cfrerk

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11 Comments

  1. @ Beate

    Es gibt noch jemand anders, der wie Harry Rowohlt Parallelen zwischen den Gründern der „Rudolf Steiner Sekte“ und der „Adolf Hitler Sekte“ sieht:

    “Hitler, Steiner, Schreber – Ein Beitrag zur Phänomenologie des kranken Geistes von Wolfgang Treher”

    Zitat Seite 39:

    »Sektengründungen durch schizophrene Geisteskranke sind häufig. Es dürfte kein größeres psychiatrisches Krankenhaus geben, in dessen Krankenblattarchiv nicht die Geschichten des ein oder anderen Dorf- oder Kleinstadtheiligen verzeichnet sind. Es handelt sich um jene umgangssprachlich als “sonderbare Heilige” bezeichneten Menschen, die dem unverstellten Auge als verschrobene Eigenbrötler mit schizophreniebedingtem, meist aufdringlich vordergründigem Größenkomplex erscheinen, für empfängliche Gemüter aber oft Kristallisationskerne weltanschaulicher und religiöser Gruppenbildungen abgeben. Manchmal wachsen sich solche sozialpathologischen Mikrophänomene zu makroskopisch wahrnehmbaren Gesellschaftsumschichtungen und Weltanschauungsbewegungen aus. Es muß nicht immer beim Dorfheiligen bleiben, er kann sich unter Umständen zu größerem Format entwickeln und eines Tages als Nationalheiliger entpuppen. Wendet jemand ein, davon habe er noch nie etwas gehört und eine derartige Möglichkeit noch gar nicht in Betracht gezogen, so ist zu erwidern: Das ist eben das Charakteristische daran. Nicht nur Mephisto macht sich darüber lustig (”den Teufel spürt das Völkchen nie, und wenn er sie beim Kragen hätte!”), auch Hitler bereitet es ein heimliches Vergnügen, daß die Menschen nicht bemerken, was mit ihnen geschieht (nach H. Rauschning, aa.O.S.181).«

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  2. Harry Rowohlt ist echt cool ! Selten so über die Rudolf Steiner-Sekte gelacht! Und Harry Rowohlt trifft ins Schwarze, wunderbare Entlarvung des aktuellen anthroposophischen Verteidigungs-„Arguments“ Nummer Eins:

    Und der Anthroposoph sagte:

    „Außerdem ist das vor dem Hintergrund der 20iger Jahre zu verstehen!“

    Ich hab gesagt:

    „Ja, genau wie ‘Mein Kampf’ auch.“

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  3. @ yerainbow

    schöner Kommentar! Selbes Thema, noch schöner, siehe/höre:

    „Blauäugig. Na und?“

    von Harry Rowohlt

    live aus dem großen Saal der Berliner Volksbühne, 6. Januar 2005, auf der Hör-CD „Der Paganini der Abschweifung“ [CD 2, Stück 2, 1:40 Minuten]:

    „(…)

    Wenn hinten, in Hitlers „Mein Kampf“, ein Quellenverzeichnis stünde, müsste da ganz oft Rudolf Steiner erwähnt werden.

    [Pause]

    Ich hab’ neulich von Rudolf Steiner gelesen, dass Blonde-Blauäugige Brünetten-Braunäugigen intellektuell überlegen sind, weil bei letzteren zuviel Geisteskraft in die Pigmentierung geht.

    [Lachen, Pause]

    Ist doch schön, wenn man’s mal so erklärt kriegt, dass man’s auch versteht.

    [Lachen, Pause]

    Ich hab’ neulich in „Brisant“ gesehen – was ich nie sehe …

    [Pause]

    In Berlin ist der Musiklehrer einer Waldorfschule gefressen worden.

    [Pause]

    Der hatte im Internet einen Gespielen für Sado-Maso-Sachen gesucht und hat auch einen gefunden und das machte ihn überhaupt nicht stutzig, dass dessen Künstlername „Metzger“ war.

    [Pause]

    Und dann hab’ ich mir so vorgestellt, wie der Sohn des Hauses zu früh nach Hause kommt und sagt:

    „Ja, Musik ist ausgefallen – äh – unser Musiklehrer ist gefressen worden.“

    [Lachen, Pause]

    Und die Eltern sagen: „Das kannst du deiner Omma erzählen!“

    „Ne, E C H T W A H R – wir haben auch nix auf!“

    [Lachen, Pause]

    Und dann die gewundene Trauerrede des Schulrektors:

    „Äh – wir verabschieden uns – teilweise …“

    [Lachen, Pause]

    Und an dieser Stelle, neulich in Leipzig, aus einer der hinteren Reihen, rief ein Mann – oder Herr:

    „Ich verbitte mir, dass Sie in so polemischer Weise über Anthroposophen herziehen!“

    [Lachen, Pause]

    Das ist ja nun wirklich ein Pleonasmus der tautologischsten Schattierung …

    [Lachen, Pause]

    Entweder man spricht polemisch über etwas oder man zieht über etwas her – na ja …

    Und er sagte:

    „Außerdem ist das vor dem Hintergrund der 20iger Jahre zu verstehen!“

    Ich hab gesagt:

    „Ja, genau wie ‘Mein Kampf’ auch.“

    [Lachen, Pause]

    Und jetzt kommt’s – und da habe ich diesen Mann wirklich geliebt:

    „Und außerdem war das in den Ferien!!!“

    [das Publikum tobt vor Lachen, Pause]

    Es ist also keine einzige Unterrichtseinheit ausgefallen.

    [Lachen]

    Und nur das zählt.

    [Lachen, Pause]

    Nö, ich mein’, wenn man sich in den Ferien fressen lässt, das ist dann Privatsache.

    [Lachen, Pause]

    Der war grad so schön am Gewinnen gewesen und dann kam das mit den Ferien.

    (…)“

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  4. TAZ im Jahre 2004:

    lest negerliteratur! von HARTMUT L. KURDI

    Schwere Zeiten für Anthroposophen. Erst wird ein Berliner Waldorfschullehrer von seinem SM-Sexpartner ermordet, zerstückelt und im Kühlschrank gelagert,
    woraufhin die blut- und spermarünstige Deppenpresse alle Register des Schweinejournalismus zieht und in dieser absurden Tragödie einen Fall von Kannibalismus im
    Demeter-Milieu vermutet, und dann entpuppt sich eine beliebte Lehrkraft der Braunschweiger Steiner-Schule ganz überraschend als notorischer Nazi und geht als
    Mitarbeiter der NPD-Fraktion in den sächsischen Landtag.

    Und wie reagieren die Steiner-Jünger? Sie machen sich Sorgen um ihren Ruf und nicht, wie es angebracht wäre, um ihren Geisteszustand! Oder um das seltsame und
    verwirrte Klientel, das sich mitunter von ihrer Weltanschauung angezogen fühlt.

    So äußert der Geschäftsführer der Braunschweiger Waldorfschule: „Das ist eine Katastrophe für unser Image“, als ob er nicht wüsste, dass es eine viel größere
    Katastrophe für das penetrant propagierte waldorfsche Eiapopeia-Image wäre, wenn sich die Öffentlichkeit einmal näher mit den düster-kruden Gedankengängen
    Rudolf Steiners beschäftigte. Aber das tut ja keiner, vermutlich aus Angst vor Steiners unfassbar schwammigem Faselstil. Wagt man es aber dennoch, findet man
    fast überall in seinen Schriften nicht nur Antiaufklärerisches, sondern vor allem geistiges Elend und Behandlungsbedürftigkeit. Zum Beispiel folgende
    Rassen-Meditation, O-Ton Steiner, zitiert nach der Gesamtausgabe, Band 348:

    „Neulich bin ich in Basel in eine Buchhandlung gekommen, da fand ich das neueste Programm dessen, was gedruckt wird: ein Negerroman, wie überhaupt jetzt Neger
    allmählich in die Zivilisation von Europa hereinkommen! Es werden überall Negertänze aufgeführt, Negertänze gehüpft. Aber wir haben ja sogar schon diesen
    Negerroman. Er ist urlangweilig, greulich langweilig, aber die Leute verschlingen ihn. Ja, ich bin meinerseits davon überzeugt, wenn wir noch eine Anzahl
    Negerromane kriegen und geben diese Negerromane den schwangeren Frauen zu lesen, in der ersten Zeit der Schwangerschaft namentlich, wo sie heute ja gerade
    solche Gelüste manchmal entwickeln können – wir geben diese Negerromane den schwangeren Frauen zu lesen, da braucht gar nicht dafür gesorgt zu werden, dass
    Neger nach Europa kommen, damit Mulatten entstehen; da entsteht durch rein geistiges Lesen von Negerromanen eine ganze Anzahl von Kindern in Europa, die ganz
    grau sind, Mulattenhaare haben, die mulattenähnlich aussehen werden.“

    Wie bitte? Jetzt noch mal ganz langsam: „Mulatten“ können durchs Lesen von „Negerromanen“ entstehen? So was behauptet ja noch nicht mal die NPD oder der
    Ku-Klux-Klan. Dafür brauchts einen wie Steiner, das eiserne Hirn. Aber nehmen wir nur mal kurz an, der alte Paranoiker hätte Recht – grundsätzlich ist ja
    jegliche Form der Völkervermischung zu begrüßen, egal wie sie erreicht wird. Deswegen seien hiermit Deutschlands schwangere Anthroposophinnen offiziell zum
    Lesen von „Neger“-, Türken-, Eskimo- und Lappenliteratur aufgerufen. Klar ist: Deutschlands Waldorfschulen brauchen weniger Nazis und mehr Mischlinge!

    taz Nr. 7523 vom 25.11.2004, Seite 20, 105 Zeilen (Kommentar), HARTMUT L. KURDI

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  5. @ Klaus

    Interessant im Zusammenhang mit dem von Ihnen behaupteten “Anthroposophie gleich Sekte” ist die „Schaffung von anthroposophischen Sonderwirklichkeiten“ als Kriterium für „Sekte“:

    Die anthroposophischen hardliner behaupten nach wie vor, Rudolf Steiner sei gar kein Rassist.

    So meldete die „Wochenschrift für Anthroposophie – Das Goetheanum“ im Oktober 2007 wahrheitswidrig, Vertretern des Dornacher Rudolf-Steiner-Verlages sei es gelungen, „die deutsche Bundesstelle für jugendgefährdete [sic!] Medien zu überzeugen, dass Steiner in der Tat kein Rassist war”. Dabei hatte die „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien“ (BPjM) gerade das genaue Gegenteil festgestellt.

    Fazit: Eine anthroposophische Sonderwirklichkeit.

    Aber interessanter noch die Interpretation von Steiners Rassismus im „Frankfurter Memorandum“.

    Das sich liberal, fortschrittlich gebende anthroposophische Magazin „Info 3“ – http://www.info3.de/wordpress/?p=140 – meldet:

    „»Frankfurter Memorandum« kritisiert rassistische Äußerungen bei Rudolf Steiner – »Rassenlehre« kein Inhalt der Anthroposophie“

    Das heisst, man gesteht zwar ein, dass sich Steiner sehr wohl rassistisch äusserte, versucht aber den Kontext zu verharmlosen, in dem man wahrheitswidrig behauptet, Steiner habe keine Rassenlehre geschaffen. Auch hier ist das Gegenteil der Fall:

    Helmut Zander, Anthroposophie in Deutschland

    „Steiner ordnete die Rassen einer Fortschrittsgeschichte zu, in der beispielsweise heutige Indianer als ≫degenerierte Menschenrasse≪ im ≫Hinsterben ≪ (GA 105,106.107 [1908]) oder schwarze Afrikaner als defiziente Spezies der Menschen- und Bewustseinsentwicklung, als ≫degenerierte≪, ≫ zuruckgebliebene ≪ Rasse (ebd., 106) erschienen. Umgekehrt habe die weiße Rasse ≫das Personlichkeitsgefuhl am starksten ausgebildet≪ (GA 107,288 [1909]). Dies sind nur Kernsatze einer Rassentheorie, die Steiner 1904 erstmals formulierte, um sie 1910 in einem komplexen System und in zunehmender Abgrenzung zu theosophischen Positionen auszufalten. Mit seinem Ausstieg aus der Theosophie hat er diese Vorstellungen keinesfalls uber Bord geworfen, sondern sie 1923 nochmals in Vortragen vor Arbeitern des Goetheanum in vergroberter, ≫popularisierter≪ Form wiederholt, aber ohne Revision im inhaltlichen Bestand. Die weiße war nun ≫die zukunftige, die am Geiste schaffende Rasse≪ (GA 349,67 [1923]).

    (…)

    Steiner formulierte mit seinem theosophischen Sozialdarwinismus eine Ethnologie, in der die Rede von ≫degenerierten≪, ≫zurückgebliebenen≪ oder ≫zukünftigen≪ Rassen keine ≫Unfälle≪, sondern das Ergebnis einer konsequent durchgedachten Evolutionslehre waren. Ich sehe im Gegensatz zu vielen Anthroposophen keine Möglichkeit, diese Konsequenz zu bestreiten.“

    Mit dieser Auffassung ist Helmut Zander nicht allein. So stellt das „Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend“ in seinem Antrag auf Indizierung zweier Büchers Steiners fest, Zitat:

    „Die Rassen diskriminierenden Aussagen in den Werken Rudolf Steiners sind als besonders gravierend zu betrachten, da es sich keinesfalls um Zufallsprodukte oder durch den Zeitgeist bedingte rassistische Stereotype handelt. Sie sind vielmehr als Ausprägungen einer spezifisch Steinerschen esoterischen Rassenkunde zu sehen (…).“

    Fazit: Eine anthroposophische Sonderwirklichkeit.

    Siehe dazu auch meinen Kommentar bei „info 3“, http://www.info3.de/wordpress/?p=140&cp=1#comment-49264

    „9
    Andreas Lichte Says:
    Dezember 15th, 2008 at 12:27 am
    @ Felix Hau, Jens Heiterkamp, info 3

    Ich sage Ihnen und der info 3 Redaktion – namentlich Jens Heisterkamp – dass Sie das Blaue vom Himmel herunterlügen.

    Weil Sie nicht anders können:

    Sie müssen das Bild Ihres Religionsstifters Rudolf Steiner in der Öffentlichkeit retten, offensichtliche Wahrheiten zählen da nicht, siehe auch Helmut Zander, oben zitiert von “Niklas”:

    “Steiner formulierte mit seinem theosophischen Sozialdarwinismus eine Ethnologie, in der die Rede von ≫degenerierten≪, ≫zurückgebliebenen≪ oder ≫zukünftigen≪ Rassen keine ≫Unfälle≪, sondern das Ergebnis einer konsequent durchgedachten Evolutionslehre waren. Ich sehe im Gegensatz zu vielen Anthroposophen keine Möglichkeit, diese Konsequenz zu bestreiten.“

    Mit meiner Definition “Anthroposophie: eine fundamentalistische, religiöse Gemeinschaft” sind Sie bestens bedient – moderater geht´s nicht.

    Vielleicht bevorzugen Sie aber deutlichere Worte, im Sinne der “Schaffung von anthroposophischen Sonderwirklichkeiten”. Siehe dazu den Artikel der “Brights”:

    “Die Welt der Anthroposophie – sektiererisch, fundamentalistisch”

    https://brightsblog.wordpress.com/2008/12/09/die-welt-der-anthroposophie-sektiererisch-fundamentalistisch/

    Fazit des Artikels: “Die anthroposophische Organisation kann nicht nur als Sekte bezeichnet werden, sie ist hinsichtlich der meisten Kriterien eine Sekte par excellence.”

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  6. BPjM: „An der Nase herumgeführt“ Teil II

    ………………………………………..

    Artikel der „Basellandschaftliche Zeitung“ (am Sitz des Goetheanums).

    Jonathan Stauffer, Leiter des Rudolf-Steiner-Verlags in Dornach:

    «Wir haben gar keine kommentierenden Zettel hergestellt, weil sie aus dem Buch herausfallen könnten»

    ………………………………………..

    Der Artikel:

    „Anzeige gegen Steiner-Verlag

    Dornach Neue Strafanzeige wegen Rassismus in Büchern

    Der Rudolf-Steiner-Verlag in Dornach sieht sich schon wieder mit einer Strafklage konfrontiert.

    Der Vorwurf lautet, das Buch «Die Mission einzelner Volksseelen» von Rudolf Steiner werde ohne kritische Beilage verkauft, obwohl der Rudolf-Steiner-Verlag dazu verpflichtet sei. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften in Bonn urteilte im September 2007, das Buch sei teilweise «zum Rassenhass anreizend» und «Rassen diskriminierend». Deshalb sei eine «kritisch kommentierende Beilage» nötig.

    Kein Kommentar beigelegt

    Eingereicht wurde die Strafanzeige von Andreas Lichte, der beim Urteil der Bundesprüfstelle als Gutachter gewirkt hatte. Er hatte bei http://www.amazon.de ein verschweisstes Buch gekauft und vor dem Oberstaatsanwalt geöffnet – die kritische Beilage fehlte. Jonathan Stauffer, Leiter des Rudolf-Steiner- Verlags in Dornach, weiss noch nichts von der neuen Anzeige. «Wir haben gar keine kommentierenden Zettel hergestellt, weil sie aus dem Buch herausfallen könnten», sagt er. «Wir haben den Titel gleich nach dem Urteil gesperrt und seither kein einziges Buch mehr ausgeliefert oder verkauft.» Allerdings habe man bereits ausgelieferte Bücher nicht zurückgerufen. «Dazu waren wir nicht verpflichtet.» (BRU)“

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  7. Zum Thema Sternzeichen:
    Ich habe sie auch immer für harmlose, schmeichelhafte Spinnereien gehalten, bis ich das erste Mal einer Person begegnet bin, die das absolut ernst nahm und andere Menschen danach beurteilte. Ich wusste natürlich schon immer, dass es solche Leute gibt, aber das als abstraktes Faktum im Kopf zu haben ist etwas anderes als damit konfrontiert zu werden. Da wird einem schon ein bisschen mulmig, wenn man aus erster Hand miterlebt, wie bereitwillig ein ansonsten netter und gebildeter Mensch einer ganzen Gruppe von Menschen Charakter- und Verhaltenseigenschaften zuschreibt – und das aufgrund völlig nichtiger Oberflächlichkeiten.

    Dennoch, solche Typen sind – bezogen auf Sternzeichen zumindest – eine absolute Seltenheit. Daher bedarf es da keiner Sorge…obwohl ich mich bemühen werde, den Begriff „Astrofaschisten“ künftig in meine Konversationen einzuflechten 😉

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  8. @Elias
    Naja… die Geschichten über Sterne und Planeten, die durch ihre Position einen „Einfluß“ auf Menschen ausüben, sind ja deshalb so beliebt, weil sie was positivem über den Menschen aussagen. Ob man Runesteine auf dem Boden wirft, Karten und Hände „liest“, Tee- bzw. Kaffesätze malträttiert oder irgendwelche Drogen einnimmt… wenn man eine „personifizierten“ Glücksboten mit einem Erzählritual gegenüber steht, ist der Rest nebensache. Das läuft dann unter dem Namen „sein Bier“. Man ist nur auf das Resultat gespannt, und die lautet eben immer „schlechtes Wetter, aber Dir wird es gut gehen“. Eine richtig tolle Nachricht. Man kann den gesammten Tag Ausschau nach der Antwort machen und sich dann wundern: „Uuuiiii ! Der/Die hatte ja Recht ! Es ist tatsächlich passiert !“. Das fasziniert und spricht sich rum, so wie D.Copperfield in seinen Shows fliegen kann und Jungfrauen zersägt und man dies dann anderen Menschen weitersagt 😉 .

    Was Steiner angeht… es gehört sich einfach, dass man rassistische Äußerungen „wegmacht“. Da gibt es nichts zu diskuttieren. Steht da was von einer besonderen „Rasse“, die sich zu den Sinnen hin orientiert, ganz im Gegensatz zu anderen „Rassen“, dann ist dies wohl eindeutig. Da „wir Europäer“ uns nicht durch eine „besondere Rasse“, sondern durch unsere Lokalität von anderen Unterscheiden, sollte eine solche Textpassage mgeschrieben werden. Die die Entscheidung der BPjM als Fluchtwagen zu missbrauchen, um mit der Rasseneinstellung weiterhin auf der selben Straße zu fahren, ist widerlich !

    Wenn man sich folgendes im Hinterkopf hält:

    „Steiner hatte etwa die Rassen in Schwarze mit „Hinterhirn“ und „Triebleben“, in Gelbe mit „Mittelhirn“ und „Gefühlsleben“ und in Weiße mit „Vorderhirn“ und „Denkleben“ katagolisiert.“

    Dann ist es wohl klar, was dieser Mann unter „Rasse“ versteht. Hat man der BPjM dies nicht mitgeteilt ? Ein Neuleser, der von Steiners „Überzeugung“ keine Ahnung hat, kann sicherlich von einem stilistischen Ausrutscher im Text reden. Aber zusammen mit anderen Texten wird es schnell klar… der Mann meinte es wirklich wortwörtlich. Und dies müsste der BPjM auch klargemacht werden, wie ich denke. Darf ich ansonsten davon ausgehen, dass ich als „Vorderhirn“ wohl dem „Triebleben“ der BPjM haushoch überlegen bin ? Ziemlich lächerlich das ganze, nicht wahr ? 😉 .
    Aus diesem Grunde hoffe ich, dass Herr Lichte da Erfolg haben wird. Steiner kann ja über UFOs und Superenergie schreiben, aber Menschen unteschiedlicher Pigemtierung in „Rassen“ mit bestimmten Eigenschaften zu kategorisieren, ist einfach krank ! Solche Passagen dürfen in „Lehrbücher“ einfach nicht mehr existieren ! Sowas gehört sich einfach nicht. Nicht bei uns, dem „Vorderhirn“-Volk, der „nicht triebgesteuerten Rasse“ 😛 .

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  9. Leicht offtopic, weil ich es eben frisch bei der Morgenlektüre gefunden habe: Nicht nur die Anthroposophie ist ein „bisschen“ fragwürdig, auch der viel breitenwirksamere Spuk der Astrologie verrät sein Menschenbild sehr deutlich, wenn man mal ein einziges Wort in so einer Bewertung zu einem Sternzeichen austauscht. Hoffentlich wird einigen davon übel. Denn im Gegensatz zu Steiners wirrem Gedankengut findet man den esoterischen Trash der Astrologie in fast jeder angesehenen Publikation für die breiteren Massen und vor allem in beinahe jeder Tageszeitung — völlig unhinterfragt.

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