Der Islam und die Gewalt: Gott ist klein


Zukunft der Religionen?
Zukunft der Religionen?
Zwei Weltreligionen haben Gewaltverzicht gelernt. Wie viel Aggression steckt im islamischen „Allahu akbar“?


Von Thomas Lackmann|DER TAGESSPIEGEL

„Charlie Akbar“ lautete vor acht Tagen die radikalste Parole beim Pariser Millionenmarsch für ermordete Redaktionsmitglieder eines kleinen Satire-Magazins. „Charlie Hebdo“, dem Ziel des Anschlags vom 7. Januar, war der zweite Teil des Gebetsrufes „Allahu akbar“ (Gott ist größer) zugefallen, mit dem islamistische Attentäter ihre Massaker wie eine Andacht inszenieren. Die Heiligsprechung erklärte das fast vernichtete Spott-Organ zur Super-Postille: eine dialektische Ansage gegen Allahs Übergrößen und jede explosive XXL-Frömmelei, vom längsten Minarett bis zum dicksten Kirchturm.

„In diesem Zeichen wirst Du siegen“

Kriegerische Argumente zur Behauptung der überlegenen Religion gab es schon im europäischen Mittelalter: Daran erinnerte am 9. Januar der Ehrenpräsident des Front National, Jean-Marie Le Pen, als er Karl Martell, den „Hammer“ gegen die Araber-Invasion, seinen Lieblings-Charlie nannte. Darauf verweist neben Notre Dame das Denkmal für Karl den Großen, dessen blutige Zwangstaufen unterjochter Stämme zur Genesis des Abendlandes gehören. Lässt so ein Aggressionsgehabe irgendwann nach – oder überdauert der Drang im Markenkern eines rechthaberischen Eingottglaubens?

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