Der polnische Richter Tomasz Szmydt soll für Belarus spioniert haben. Jetzt hat er dort Asyl beantragt. Der Skandal dürfte weitere Kreise ziehen.
Gabriele Lesser | taz
Ein Pole, der im belarussischen Staatsfernsehen um politisches Asyl bittet – das schien bislang unmöglich. Entsetzt und fassungslos diskutiert nun ganz Polen, wieso Tomasz Szmydt die Seiten wechselte und zum Spion für Belarus wurde.
Der Mann war Richter am Verwaltungsgericht in Warschau und hatte Zugang zu Geheiminformationen, wie inzwischen bekannt wurde. Nach einem eilends einberufenem Treffen aller Geheimdienstchefs, die über ihren Kenntnisstand zum Einfluss von Russland und Belarus in Polens Ministerien und hohen Ämtern berichten sollten, trat Premier Donald Tusk am Mittwoch mit ernstem Gesicht vor die Kameras: „Es ist nicht nur Tomasz Szmydt. Das Problem ist größer.“