Joe Bidens Bruchlandung: Der alte Mann muss jetzt gehen


Harald Neuber | TELEPOLIS

Trump, Biden. Wie nun weiter? Bild: Muhammad Alimaki, Shutterstock.com

Was für eine unglaubliche Fehlkalkulation! Welche Hybris, welches kaputte Selbstverständnis muss hinter der Entscheidung der US-Demokraten gestanden haben, den amtierenden Präsidenten Joe Biden vor die Kamera zu stellen – und das auch noch live. Die Entscheidung zeigt vor allem den professionellen Niedergang einer politischen Partei. Das wird auch den Demokraten am Tag nach dem Desaster schmerzlich bewusst.

Politico, CNN, die New York Times, die Washington Post – überall herrscht Unverständnis und Scham über das, was gestern Abend zu sehen war.

In einer Zeit, in der die politische Landschaft der USA von Unsicherheit geprägt sei, habe dieses erste Präsidentschaftsduell zwischen Biden und Trump die Unruhe nur noch verstärkt, heißt es etwa beim Magazin Politico.

Und daran sind die Demokraten schuld. Sie haben auf diese Debatte gedrängt.

Biden: heiser, unkonzentriert, fehlerhaft

Biden sorgte von Anfang an mit heiserer Stimme und Bandwurmsätzen für Kopfschütteln. Es fiel ihm sichtlich schwer, seine wirtschaftspolitischen Erfolge überzeugend darzustellen.

Bei der Darstellung zentraler gesundheitspolitischer Initiativen seiner Amtszeit unterliefen ihm inhaltliche Fehler. Man habe „endlich Medicare besiegt“, sagte Biden über das Programm, das seine eigene Partei durchgesetzt hatte. Man kann sich das schadenfrohe Gejohle in den Whiskey-Bars im Rust Belt vorstellen, den Industrieregionen der USA, in denen Trump viel Zuspruch erhält.

Da fielen die falschen Zahlen zur Senkung der Insulinkosten nicht mehr ins Gewicht.

Die Blamage war absehbar

Das Schlimme an dieser historischen Blamage ist, dass sie absehbar war. Zum einen wegen der bisherigen Fehlleistungen des Amtsinhabers Biden, dazu weiter unten mehr. Aber auch wegen der Erfahrungen mit Herausforderer Trump.

Die Debatte von 2016 zwischen der ebenfalls gescheiterten Hillary Clinton und dem späteren US-Präsidenten Donald Trump wird heute in Rhetorik-Seminaren als Paradebeispiel für Diskursdominanz und -versagen angeführt.

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