„Ich distanziere mich nicht als Muslima, sondern als Mensch“


brennender_koranCanan Topçu ist freie Journalistin mit muslimischem Hintergrund. Nach dem Anschlag von Paris erlebt sie denselben Reflex wie nach jedem islamistischen Terrorakt: Muslime werden aufgefordert, sich von den Gewalttätern zu distanzieren. Das findet sie ärgerlich und verletzend, denn Muslime seien in dieser Debatte auch Leidtragende.


Von Canan Topçu|evangelisch.de

Zwei Täter riefen „Allah ist groß“  und schossen gezielt auf Menschen. Kaum war die Nachricht vom Attentat in der Redaktion der Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo in Umlauf, schon wurde es eingeordnet als Angriff auf die Presse- und Meinungsfreiheit. Diese Auslegung ist naheliegend – schließlich ermordeten die Terroristen die Mitarbeiter eines Magazins, das keine Rücksicht darauf nahm, ob sich Muslime, Christen und Juden verletzt fühlten.

Ich aber habe – im Gegensatz zu all den Kollegen – das Attentat in Paris nicht sogleich und vorrangig als Attacke auf fundamentale Werte der Demokratie interpretiert, sondern als einen Angriff auf Muslime. Und als ich meiner abweichenden Wahrnehmung bewusst wurde, zweifelte ich an meinem Urteilsvermögen; erst Gespräche mit meinesgleichen erleichterten mich, denn ich stellte fest, dass ich – eine Journalisten mit muslimischem Hintergrund – nicht allein bin mit meinen Überlegungen: Die islamistischen Terroristen haben zwar die Meinungsfreiheit attackiert und zwölf Menschen getötet, getroffen haben sie vor allem auch uns Muslime. Sie haben uns an rechtspopulistische Politiker, Pediga-Anhänger und alle jene ausgeliefert, die im Islam die größte Bedrohung des Abendlandes sehen und meinen, dass wir nicht hierher gehören, obwohl viele von uns hier aufgewachsen, hier geboren und sogar Deutsche sind.

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1 Comments

  1. Canan Topçu

    …schließlich ermordeten die Terroristen die Mitarbeiter eines Magazins, das keine Rücksicht darauf nahm, ob sich Muslime, Christen und Juden verletzt fühlten.

    Wer so argumentiert hat Demokratie nicht verstanden. Satire darf Alles!
    Wer mit Satire nicht einverstanden hat, kann den Verursacher verklagen, beschimpfen, protestieren, Meinung äußern. Wer aber meint, seine Weltsicht mit einer Kalaschnikow zu untermauern ist ein Arschloch und wird demokratisch als solches behandelt.
    Wer solche Sätze formuliert ist auf dem Weg eins zu werden. Demokratie ist erlernbar.

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