Wie die Nazis den Islam vereinnahmen wollten


Adolf Hitler und der Großmufti von Jerusalem, Mohammed Amin Al-Husseini bei einem Treffen in Berlin im November 1941. (HO / AFP)
„Eine für Soldaten praktische und sympathische Religion“, schwärmte Heinrich Himmler. Im Zweiten Weltkrieg wollte das NS-Regime Muslime zum Kampf gegen die Alliierten aufstacheln. Doch diese Versuche waren weniger erfolgreich als von Berlin erhofft.

Von David Motadel|Deutschlandradio Kultur

Ende 1941 flüchtete Amin al-Husayni, der Mufti von Jerusalem, nach Berlin. Schnell wurde er dort zu Hitlers wichtigstem Propagandisten in der muslimischen Welt. Sein Einfluss auf die deutsche Politik blieb jedoch begrenzt. An der Planung des Holocaust war er nicht beteiligt.

Diese Geschichte der Beziehungen Nazi-Deutschlands zur islamischen Welt wird oft auf diese Kollaboration des Mufti reduziert. Tatsächlich aber waren die Deutschen im Zweiten Weltkrieg mit Millionen Muslimen konfrontiert.

Auf dem Höhepunkt des Krieges, in den Jahren 1941-42, als Hitlers Truppen in muslimisch bevölkerte Gebiete auf dem Balkan, in Nordafrika, auf der Krim und im Kaukasus einmarschierten und sich dem Nahen Osten und Zentralasien näherten, begann man in Berlin, den Islam als politisch bedeutsam wahrzunehmen.

Das NS-Regime umwarb nun Muslime als Verbündete und versuchte sie zum Kampf gegen angeblich gemeinsame Feinde aufzustacheln – gegen das Britische Empire, die Sowjetunion, Amerika und die Juden. Mit erstaunlichem Pragmatismus wurden rassistische Bedenken beiseite geschoben.

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