Wider dem Katholizismus – mit rheinischem Frohsinn



Heftig blubbernder Pointenbrei Jürgen Becker brachte seine eigene Art des rheinischen Frohsinns ins Osterfeld – Pforzheimer Zeitung

PFORZHEIM. So sind sie, die Comedians aus dem Rheinland: Setzen bildungsbeflissen mit allerhand überraschenden Erkenntnissen aus der Menschheits- und Religionsgeschichte ein und landen ziemlich seicht in der Kölner Karnevalsbütt.

So jedenfalls ist Jürgen Becker, der im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld seine „kabarettistische Götterspeise“ servierte und vom gut aufgelegten Publikum nicht nur Lachsalven, sondern sich überschlagende Lach-Brüller erntete.

Von Schiller bis Darwin

Die Zuhörer goutieren den Weg vom nahtlos verwachsenen „Zwischenkieferknochen“ im Schädel, an dem schon Goethe (mit „Schillers Reliquie“) Abstammungstheorien erläuterte, über Darwins „Entstehung der Arten“ bis hin zu modernen Vorstellungen vom Urknall, als sich aus einer Gaswolke der Planet Erde herausschälte. Letzteren Schöpfungsakt vergleicht Becker mit den Vorgängen „unterm heimischen Plumeau“, wenn der Jeck nach mehreren Bierchen und „mit doppelt Zwiebel belegten Mettbrötchen“, die er in seiner Kneipe genossen hat, sich zur Nachtruhe niederlegt.

Aus allen Wissensbereichen purzeln skurrile Fakten und werden von Becker mit aktuell aufbereiteten Anzüglichkeiten zu einem lustig blubbernden Pointenbrei verrührt. Zum Beispiel in punkto Radfahrerskandal: „Alle Rennradler sind gedopt, nur Scharping (dem einstigen SPD-Möchtegernbundeskanzer und Präsident des Radfahrbundes) sieht man’s richtig an“. Oder aus der medizinischen Hirnforschung zum Thema Kompensation: „Wenn das menschliche Gehirn komplett ausfällt, übernimmt die Leber. So etwa muss die CSU entstanden sein.“

Schier atemlos, manchmal auch ohne Punkt und Komma, redet sich der Büttenclown mit dem rheinischen Sing-Sang-Dialekt in Rage. Demonstriert auf der Bühne mit Hilfe einiger Plakatbilder und Wandschautafeln Theorien zu den Weltreligionen und ihren konfessionellen Unterschieden. Sein Metier, gewissermaßen auf Knopfdruck den Saal toben zu lassen – „zum Lachen sind wir ja hier“ – beherrscht Becker aus dem Effeff. Was stets nach dem selben Schema abläuft: Mit gespieltem Ernst vorgetragene hochtrabende Weisheiten fallen auf den Boden lächerlicher Alltäglichkeit und lösen sich urkomisch auf. Vor allem, wenn es um den Katholizismus geht, dessen Klerus ein Abbild unserer demografischen Misere biete: „Viele alte Leute, relativ wenig Kinder.“ Das sei ganz anders bei den Immigranten moslemischen Glaubens, deren Kinderreichtum Folgen habe: „Am Ende des Jahrhunderts singt der Papst vom Minarett.“

Gegen Schluss der Gelächter-Show dreht sich der Alleinunterhalter erschöpft im Kreis. Die Becker-Fans verlangen aber stürmisch nach weiteren Umdrehungen und finden auch sein Zugabe-Liedchen zum Schreien: „Ich bin so froh, dass ich nicht evangelisch bin, die haben doch nichts als arbeiten im Sinn.“ Na denn, auf ein oder zwei „Kölsch“!