Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister unter Verdacht


Till Backhaus. Foto: Thomas Kohler. Lizenz: CC BY-SA 2.0
Die Humboldt-Universität überprüft die Doktorarbeit des SPD-Politikers, dessen Gutachter Geld aus Beraterverträgen kassierte, ein drittes Mal

Von Peter Mühlbauer|TELEPOLIS

Die Berliner Humboldt-Universität fiel in den letzten Jahren immer wieder mit Ereignissen auf, die ihren Ruf nicht verbesserten. Nun muss sie die Dissertation des SPD-Politikers Till Backhaus ein drittes Mal überprüfen.

Das erste Mal wurde die die 2001 eingereichte Doktorarbeit des Ministers mit dem (zumindest für westliche Ohren) eigentlich eindrucksvoller als „Doktor“ klingenden DDR-Berufsabschluss „Mechanisator“ nach ihrer Abgabe und das zweite Mal auf dem Höhepunkt der Politiker-Plagiatsaufdeckungswelle 2011 bis 2013 überprüft. Da die zweite Überprüfung weitgehend elektronisch geschah, verglich ein Plagiatsjäger die Promotionsschrift jetzt noch einmal mit gedrucktem Bibliotheksmaterial und entdeckte dabei nach eigener Wertung etwa 300 beanstandungswürdige Stellen.

Der Juraprofessor Gerhard Dannemann, der bei VroniPlag mitwirkt, hat zwar Zweifel daran, ob der dadurch offengelegte „sehr sparsame Umgang mit Quellenangaben“ ausreicht, um die Arbeit mit dem Titel Betrachtungen zur Getreideproduktion in Mecklenburg-Vorpommern zwischen 1900 und 2000 als „großflächiges Plagiat“ zu werten, weil es lediglich inhaltliche und keine „wörtlichen Übereinstimmungen“ gibt – aber er meint auch: „Aus geistes- und sozialwissenschaftlicher Perspektive sieht das nach einer sehr, sehr schwachen Arbeit aus. Eine, bei der man sich überlegen sollte, ob man die hätte so annehmen sollen.“

Die Arbeit wurde aber nicht nur angenommen, sondern mit der drittbesten Note cum laude bewertet, wie Backhaus selbst einräumte, als er einem Bericht der Ostsee-Zeitung entgegentrat, in dem es hieß, er habe dafür die Bestnote summa cum laude erhalten. In dieser Stellungnahme wertet der Landwirtschaftsminister die Mängel der Arbeit als „kleinere Defizite“, die sich bereits in der Note niedergeschlagen hätten. Die Fehler stellen seiner Ansicht nach den „wissenschaftliche[n] Wert und Kern [s]einer Arbeit nicht in Abrede“.

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