Hat ein kleiner Fisch Selbstbewusstsein?


Gewöhnlicher Putzerfisch. Bild: Matthias Kleine/CC BY-SA-3.0

Kinder erkennen sich erst in einem bestimmten Alter im Spiegel wieder, Menschenaffen können dies auch, aber jetzt wurde diese Fähigkeit auch beim Putzerlippfisch entdeckt

Florian Rötzer | TELEPOLIS

Hunde und Katzen reagieren in der Regel nicht auf Spiegel und vor allem nicht auf ihr Spiegelbild so, dass sie sich in ihm wiedererkennen. Jetzt haben Wissenschaftler herausgefunden, dass ein kleiner Putzerlippfisch, der Gewöhnlicher Putzerfisch (Labroides dimidiatus), dazu in der Lage zu sein scheint. Sich im Spiegel erkennen zu können, wird gemeinhin als Zeichen des Selbstbewusstseins betrachtet. Haben also auch Fische Selbst-oder Ichbewusstsein? Denen wird ansonsten von interessierter Seite abgesprochen, überhaupt Schmerzen empfinden zu können, weswegen man sie angeblich bedenken- und mitleidslos am Haken zappeln, an der Luft verrecken lassen oder noch lebendig aufschneiden kann.

Erst ab einem gewissen Alter erkennen sich Kleinkinder im Spiegel wieder. Es dauert eineinhalb bis zwei Jahre, bis sie sich im Spiegelbild identifizieren können, in manchen Kulturen kann es auch länger dauern und einzelne Menschen haben Probleme mit der Spiegelung. Das Problem ist wohl auch, dass manche Menschen und Tieren ihr Spiegelbild eher unangenehm oder beängstigend empfinden und es lieber vermeiden. Oder es könnte sein, dass visuelle Erkennung nicht so wichtig ist.

Spiegelstadium

Der französische Psychoanalytiker hat dies ab Mitte der 1930er Jahre das Spiegelstadium genannt, das eine entscheidende Entwicklungsphase ist. Das Kind würde jubilieren, wenn es sich in dem Anderen im Spiegel als einen imaginären ganzen Körper wahrnimmt. In den 1970er und 1980er Jahre hatte das Spiegelstadium theoretische Karriere gemacht, ab den 1970er wurde der Spiegeltest, bei dem ein Farbklecks oder etwas so am Körper angebracht wird, dass es direkt nicht gesehen werden kann, auch bei Tieren durchgeführt.

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