Das Gesetz ist schuld – nicht die Kirche


Viele Betroffene sind enttäuscht: Nach aktuellem Stand wird es wohl kaum neue Strafverfahren gegen kirchliche Missbrauchstäter geben. Scharfe Kritik an der Aufarbeitung des Skandals kam jüngst vom Kriminologen Christian Pfeiffer. Der lässt jedoch eine wichtige Unterscheidung außer Acht.

Birgit Wilke | katholisch.de

Für die katholischen Bistümer in Deutschland waren die Ergebnisse der Missbrauchsstudie (MHG-Studie) im Jahr 2018 ein Schock: Spätestens damals wurde den Bischöfen klar, dass es sich nicht um Einzelfälle handelte, sondern dass der Missbrauch in der katholischen Kirche offenbar auch strukturelle Ursachen hat und es sich nicht nur um die Schuld einzelner, sondern auch um ein systemisches Versagen handelt. Akten aus ganz Deutschland ab dem Jahr 1946, in denen Fälle ab 1918 zur Sprache kamen, belegten den Umfang des Phänomens. Die Wissenschaftler benannten bestimmte Risikofaktoren wie den Zölibat – die Ehelosigkeit von Priestern – und Machtstrukturen in der Kirche.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sprach nach Veröffentlichung der Studie von Entsetzen, Abscheu und Scham. Er sowie der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, Stephan Ackermann, versprachen Konsequenzen. Und sie sicherten nochmals eine Kooperation mit den staatlichen Behörden zu. Nun kommt aus Bayern ein erstes Ergebnis. Danach kommt es nach Auswertung der Akten durch die Staatsanwaltschaften wohl nicht zu strafrechtlichen Ermittlungen, weil fast alle Fälle verjährt sind und in anderen Fällen kein hinreichender Tatverdacht besteht.

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