Ein Tempel für den Elefantengott


Ungefähr 100.000 Hindus leben in Deutschland, vor allem Flüchtlinge aus Sri Lanka und Facharbeiter aus Indien. Aber wie leben sie ihren Glauben in einem Land ohne Priester und mit nur wenigen Tempeln?

Antje Stiebitz | Deutschlandfunk Kultur

Spirituelle Heimat in der Diaspora: Der hinduistische Sri Mayurapathy Murugan Tempel in Berlin (imago images / Schöning)

Anjana Singh stammt aus Nordindien. Seit 26 Jahren lebt sie in Berlin. Sie unterrichtet Hindi und hat den interkulturellen Verein Amikal gegründet. Eine Puja, also die rituelle Verehrung der Götter, in ihren eigenen vier Wänden durchzuführen, hat sie nicht richtig gelernt. Also hat sie improvisiert.

„Klar, an bestimmten Tagen wollte ich in den Tempel gehen, aber es gab keinen“, sagt Singh. „Dann habe ich meinen Tempel zu Hause gemacht und gebetet. Und so geht das vielen Indern im Ausland, die keinen Tempel finden. In jedem Haushalt ist ja ein Tempel.“

„Wie cool, eine Frau als Priesterin!“

Dann lernte Singh Shraddha Mishra kennen, die aus der indischen Priesterkaste stammt und von ihrem Vater das Priesterhandwerk gelernt hat. Shraddha Mishra singt bei ihrer häuslichen Puja heilige Verse, die dem Elefantengott Ganesha gewidmet sind. Anjana Singh hatte bislang keine Priesterin in ihrem Umfeld. „Wie cool ist das, dass eine Frau Priesterin wird“, sagt sie. „Ich möchte, dass sie meine Rituale macht. Sie kann das ja am besten machen und auf die richtige Art und Weise.“

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