Undercover als Praktikant im Propagandakrieg bei RT Deutsch


Wladimir Putin bei RT in Moskau. Bild: Kreml/CC BY-4.0
Wladimir Putin bei RT in Moskau. Bild: Kreml/CC BY-4.0
Drei Wochen lang hat Martin Schlak für eine NEON-Reportage ein Undercover-Praktikum bei RT Deutsch gemacht. Nun kann er auch „Propaganda schreiben“, wie er nach seinem Erfahrungsbericht meint: Undercover bei Putins Propagandasender. Damit liegt er voll im Kurs der Leitmedien, auch ohne Beweise gefunden zu haben. Ein Gespräch mit GEO-Reporter Schlak.

Von Florian Osrainik | TELEPOLIS

Herr Schlak, welcher Verdacht veranlasste die NEON-Redaktion, einen Mitarbeiter als Undercover-Praktikanten zu RT Deutsch zu schicken?
Martin Schlak: Ziel der Recherche war es herauszufinden, wie in der Redaktion von „RT Deutsch“ gearbeitet wird. Es gab ausreichend Hinweise darauf, dass die Berichterstattung nicht ausgewogen ist, sondern vom Kreml gelenkt, um die politische Debatte und öffentliche Meinung in Deutschland zu beeinflussen. „RT Deutsch“ wird vom Bundespresseamt beobachtet. In den internen Berichten heißt es, die Berichte hätten „einseitig tendenziösen, propagandistischen Charakter“. Gerade im Zusammenhang mit den sogenannten Fake News, die dazu geeignet sind, politische Stimmungen und Wahlentscheidungen zu beeinflussen und somit potenziell demokratiegefährdend wirken können, hat das Thema eine außerordentlich hohe gesellschaftliche Relevanz.
Welche konkreten Hinweise lagen denn vor? Einseitige, tendenziöse und propagandistische Berichterstattung kann man, geht es um Syrien, die Ukraine oder die US-Wahlen, nahezu jedem deutschen Leitmedium vorwerfen. Und wenn Sie von Falschmeldungen sprechen. Die tödlichsten „Fake News“ der letzten Jahre, ob die Brutkastenlüge, der Hufeisenplan oder die Massenvernichtungswaffen im Irak, wurden von westlichen Leitmedien verbreitet. Nur wer selber seriös und sauber arbeitet, kann andere glaubwürdig verurteilen. Sollte man nicht lieber den Balken im eigenen Auge entfernen?
Martin Schlak: Zur ersten Frage verweise ich auf die detaillierte Arbeit der EU East StratCom Task Force, die regelmäßig den Disinformation Review herausgibt. Dieser Newsletter protokolliert falsche Informationen auf russischen Nachrichtenseiten, darunter auch auf rt.com.
Ich möchte hier nur ein Beispiel nennen: Am 13. April schrieb „RT Deutsch“ über einen Einsatz der Bundeswehr: „Vor wenigen Wochen (…) hat man die deutsche nationale Entscheidung über den sogenannten Parlamentsvorbehalt aufgegeben und der NATO-Befehlsgewalt die verzugslose Unterstellung der Bundeswehr garantiert.“ Das ist falsch. Das Parlamentsbeteiligungsgesetz sagt: Ein Einsatz der Bundeswehr im Ausland muss immer vom Bundestag beschlossen werden. Es gibt weitere Beispiele, für jeden nachzulesen: bereits widerlegte Behauptungen, die weiter verbreitet werden, Halbwahrheiten, Verdrehungen, Lügen.