Karl T. zu Guttenberg: Dodo des Monats Februar 2011


Dodo des Monat Februar 2011

Die Wahl zum Dodo des Monats war spannend wie schon lange nicht mehr. Volker Kauder, so schien es, wollte den Titel nicht hergeben, letztlich musste er sich aber der Exzellenz seines Kontrahenten KTzG beugen.

Der „Ölprinz“ hat gewonnen. Ein befriedigendes erstes Staatsexamen, da sollte wohl der Doktor-Titel das zweite ersetzen. Und dann das. Der Reihe nach.

Die zu Guttenbergs sind ja ein altes fränkisches Adelsgeschlecht, eine Tatsache die heute völlig nebensächlich sein sollte, aber in gewissen Zeitungen immer wieder eine Rolle spielt.

Als Helfershelfer fränkischer Raubritter, im 16. Jahrhundert, musste man damals die Zerstörung einer Burg hinnehmen, weil der Schwäbische Bund andere Rechtsauffassungen vertrat. Mit anderen Worten, die Sicherheit der Reisenden, der Wege und Straßen war nicht gewährleistet, weil sich besagter Adel am Eigentum anderer bereicherte.  Dank der Herdbücher die solch blaublütigen Familien führen kann man das alles schön nachlesen. Der heutige Besitz solcher möchtegern Götter beruht auf Raub. Die gottgewollte Ordnung sicherte ihnen, über Jahrhunderte, die privilegierte Lebensführung.

Die Adelstitel wurden 1918 mit der Weimarer Reichsverfassung abgeschafft, die zusammengeklauten und geraubten Besitztümer blieben weitestgehend erhalten. Auf ihnen begründete sich oftmals, bis in die heutige Gegenwart, der Wille zur politischen Einflussnahme. Der moderne Mensch braucht Abitur, Studium, der supermoderne muss den Doktor-Titel haben, macht sich gut, kündet er doch von Fleiß, Ausdauer und wissenschaftlicher Leistung. Gutaussehend, gebildet, belesen, intellektuell, vermögend vermitteln diese Attribute die nötige Aufmerksamkeit. Glänzer KT hat sich diese Eigenschaften guttiert. In der Vergangenheit, weit vor den Betrugsvorwürfen, füllte er die Bierzelte der bayrischen CSU wohltuend damit.

Als junger, armer(an Zeit vermutlich), gestresster Familienvater schrieb er am häuslichen Küchentisch, oder ließ am selbigen schreiben, seine Doktorarbeit. Den Stress nehmen wir ihm ab, den haben andere auch, kennen wir. Das „begabte“ Kind, so Broder in seinem Welt-Artikel, erfüllte mit der Doktorarbeit einen Gefallen seiner Familie. Spätestens hier brechen sensible Seelen in Tränen aus. Sklavisch erfüllt der gute Mensch KT seine Pflicht, als Wirtschaftsminister und als Verteidigungsminister, zu den Wagner-Festspielen in Bayreuth, in Afghanistan, überall, die blanke Pflichterfüllung.

Mit dem Wort „abstrus“ zimmerte er die schiefe Ebene, auf der er so richtig ins rutschen kommen sollte.

KT in Afghanistan, ein staubiges Land, schmutzige Jobs, Soldaten die ihren Minister verehren, weil endlich einer das Wort „Krieg“ in den Mund genommen hatte. Allein steht KT auf einer Höhe, in heller Hose, gegeltes Haar, kerniger Blick ins Feindesland, Kinn leicht angezogen,  der Dreck Afghanistans kann ihm nichts anhaben. Deutschland braucht solche Männer. Deutschland braucht authentische, originäre Politiker, die unbequeme Wahrheiten aussprechen, und dabei immer noch gut aussehen. Glitter, Glamour ganz Pop-Kultur lieben ihn seine Fans dafür. Jeder, der sich morgens in Jogginghosen, Badelatschen und Schlabber-T-Shirt zum Fanzine Verkaufskasten schleppt und endlich seinen geölten Star in Großaufnahme mit nach Hause nehmen kann, liebt die „Bild“ dafür. Die mediale Igelstellung Guttenbergscher Verteidigung wurde durch das Internet zerschossen. Das Internet hat agiert. Transparent, für jeden sichtbar, wurden die guttierten Stellen ins Netz sichtbar. Chancenlos die Uni Bayreuth, erforderliche Prüfungen der Doktorarbeit durch die Universität hätten sich über Monate hingezogen, ein Aussitzen in guter christdemokratischer Art wäre erfolgversprechend gewesen. So aber wurde die schiefe Ebene immer glatter, the slippery slope, wie die Engländer sagen, wurde von Tag zu Tag schlüpfriger. Die Erodierung politischer Kultur, auch durch die Kanzlerin, nahm an Fahrt auf. Um mit ihr einen neuen Höhepunkt der Wählerverarschung zu erzielen. Die Trennung vom Amt des Bundesministers und den namensprägenden Doktortitel. Frau Merkel ließ hier eine unsäglich kognitive Dissonanz erkennen. Während der aktuellen Stunde im Bundestag war „fremdschämen“ angesagt, peinlich. Dabei ist noch nicht abzusehen, wie sich die Differenzierung von Plagiat und Vorsatz im Wissenschaftbetrieb auswirken wird.

Der Wähler ist nicht so dumm, wie die Spitzenpolitiker meinen. Der Bürger erkennt wohl den Unterschied zwischen einem Redenschreiber, für Politiker, die im allgemeinen den Menschen zu gute kommen und einer ganz persönlichen Doktorarbeit, die dem privaten Willen des Doktoranden befriedigt oder eben auch nicht.

2009, in einem Interview, gefragt was er denn im Urlaub lesen würde, gab KT als Antwort, Platons Politeia, in altgriechisch. Broder meint dazu, dass es ungefähr so sei, als wenn der Benny, ich meine den Papst, die Bibel, oder Teile von ihr in aramäisch lesen würde, der Sprache Jesu.

Karl Theodor zu Guttenberg, ein großkotziger Adliger, der seine Unterstellten in Gutsherrenmanier behandelte, ich denke hier nur an die Kundus-und Gorch Fock-Affaire. Einer dem der Doktortitel wichtig war, für den Moment, um sich und anderen etwas vor zu machen, der ganz aristokratisch sich das nimmt, was ihm zugestanden habe. Frau Merkel hat ja scheinbar noch etwas mit ihm vor. Die CSU sowieso, als Showmaster in Afghanistan, oder anderen zu erwartenden Kriegsschauplätzen, macht  er sicherlich eine ausgezeichnete Figur. Oder er löst Gottschalk bei „Wetten das…!“ ab.

Herzlichen Glückwunsch zum Dodo.

5 Comments

  1. Sehr hübsch geschrieben! Der „Lügenbaron“ inspiriert offenbar zum Florett-Schreiben.

    2-3 Sachverhalte fehlten mir darin. Das ist zum einen der fällige Watschen für die Nutzung des demagogischen Talents von KT zum bundesweiten (!) Wahlkämpfer. Die fällt nun aus, war aber ein wesentlicher Grund, warum sich der Rücktritt solange verzögerte und die unsägliche Kohl-Nachahmerin Merkel ihn „hielt“.

    Zum Andern vermisste ich deutlichere Hinweise auf den ererbten Reichtum dieser Oberschichts-Familie. KT saß deshalb z.B. jahrelang im Aufsichtsrat des „Rhön-Klinikum“. (Der Konzern bekam unter anderem die Universitätskliniken Marburg und Gießen von der hessischen CDU „für ‚ Appel und ’n Ei“ nachgeworfen.) Leisten musste KT da nix, strich aber fürstliche Bezüge ein. Hatte er sich wohl dran gewöhnt.

    Ach ja, und der cdu-parteinahe „Orden wider den tierischen Ernst“ – den hätte man auch noch durch den Kakao ziehen können.

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  2. Na ja… Bei den Ansichten die er hat wird er wohl oberster Dienstherr einer ganzen Armee von Dodos werden.
    Ich kann es mir schon vorstellen:
    „Sie wollen Bundeskanzler werden? LOL! Sie und welche Armee?“
    Und Guttenberg braucht bloß aus dem Fenster zu zeigen….

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  3. Ab und zu kann man dem Gutti immer mal einen Dodo zukommen lassen. Verdient hat er ihn allemal schon im Voraus.

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