Verbrechen gegen die Menschlichkeit? Anzeige gegen Ex-Papst


So ein Verfahren gegen die Kirche gab es noch nie: Ein Anwalt will aufgrund neuer Recherchen von BR und CORRECTIV zum Thema Missbrauch den emeritierten Papst Benedikt XVI. und andere Bischöfe wegen „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ anzeigen.

Antje Dechert, Marcus Bensmann, Martin Jarde | BR24

Der Berliner Jurist Andreas Schulz will den emeritierten Papst Benedikt XVI. und mehrere andere Bischöfe wegen „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ anzeigen. Anlass sind neue Recherchen des Bayerischen Rundfunks und des Recherchenetzwerks Correctiv zu Missbrauchsfällen in der Erzdiözese München und Freising.

Ratzinger hatte Versetzung von pädophilem Pfarrer zugestimmt

Es geht um den Fall des pädophilen Pfarrers H. Dieser wurde 1980 aus dem Bistum Essen nach München versetzt. Dort gab es konkrete Vorwürfe gegen den Mann wegen Missbrauchs Minderjähriger. Joseph Ratzinger hatte als damaliger Erzbischof der Versetzung zugestimmt.

Eine kircheninterne Untersuchung, die dem BR vorliegt, legt nah, dass Ratzinger über den Hintergrund von H. informiert war. Benedikt XVI. lässt das durch seinen Privatsekretär Erzbischof Georg Gänswein auf BR-Anfrage bestreiten. Kirchenrechtler Thomas Schüller aus Münster zweifelt an dem Dementi des Ex-Papstes.

H. wurde kurz nach der Aufnahme wieder in der Seelsorge eingesetzt. Es kam zu weiteren Übergriffen. Ein Opfer berichtete erstmals gegenüber Correctiv und dem BR, wie er als Kind von Pfarrer H. in einer oberbayerischen Gemeinde in den 1990er Jahren jahrelang missbraucht wurde.

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