Glauben ist nicht Wissen


Von Tim SchleiderStuttgarter Zeitung

Mancher Denker erklärte die Religion schon für überholt. Das war wohl etwas voreilig.

Es könnte alles so einfach sein. In dem Film „My Name is Khan“, der in diesem Jahr in unseren Kinos zu sehen war, haben Rizvan und Mandira geheiratet und leben in Kalifornien. Beide kümmern sich liebevoll um Sameer, Mandiras kleinen Sohn. Dabei wird auch das Wohl seiner noch jungen Seele keineswegs ausgespart. Doch welche Sorte von Wohl ist die richtige? Rizvan ist Moslem, Mandira lebt in den Traditionen des Hinduismus. Haben die beiden damit nicht ein großes Problem? Nun, wenn sie eines haben, lösen sie es pragmatisch: Mandira fächelt dem kleinen Sameer, bevor er zur Schule aufbricht, ein wenig Rauch vom transportablen Hausaltar in die Nase. Und Rizvan legt ihm nach seinem Morgengebet gen Mekka noch rasch die Hand auf die Stirn. Beides lässt der Junge geduldig-nachsichtig mit sich geschehen. Er selbst interessiert sich sowieso grade mehr für Computerspiele.

Der indische Regisseur Karan Johar versucht, mit den Stilmitteln von Bollywood und Hollywood, also dem Unterhaltungskino Indiens und Amerikas, eine politisch-gesellschaftliche Utopie im Kleinen zu zeichnen: Die Differenzen der religiösen Weltanschauung spielen keine Rolle mehr, wenn die Liebe und die Zukunft der Kinder zum Antrieb aller Dinge werden. Solidarischer Pragmatismus macht sich breit, wo eben noch kühle Abgrenzung herrschte. Und wenn auch die Bilder von Gott oder den Göttern und ihren Aufträgen an die Gläubigen quer durch die Welt höchst unterschiedlich sind: ist es letztlich nicht so, dass bestimmte Grundanschauungen und Grundziele im Kern bei allen gleich sind und nur in verschiedenen Formen zum Ausdruck kommen? So dass man getrost abwarten kann, was von dieser Saat im Herzen des kleinen Sameers irgendwann einmal aufgehen wird?

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3 Comments

  1. @ es gibt nicht einmal eine ausbildung für diesen Beruf.

    Es gibt auch keine Ausbildung für den Job des Politikers.
    Es sollte uns zu denken geben, dass man von unausgebildeten Menschen auf dem Planeten bestimmt wird.

    @börsenmakler
    zumeist findet man diese beim glaskugelleser wieder. Ohne zu übertreiben kann man sagen, das von dort die wichtigsten Geschäfte getätigt werden.

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  2. In dem Artikel werden Börsenmakler als Atheisten, als Beispiel wie schlimm Religionslosigkeit ausarten kann, dargestellt.
    Die Vorgänge an den Börsen haben aber überhaupt nichts mit Wissenschaft zu tun, es gibt nicht einmal eine ausbildung für diesen Beruf. Da regiert irrationaler Glaube und nicht werte wie Humanismus, Menschenrechte usw.

    Jede Religion ist letzlich ein Gegensatz zu menschlicher Vernunft, zur Wissenschaft und gefährlich irrational.

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  3. „…dass bestimmte Grundanschauungen und Grundziele im Kern bei allen gleich sind“

    diese Ansicht wird gerne genommen um es so darstellen zu lassen, als wären Religionen ja alle gleich.
    Dem ist nicht so, sie sind im Kern sogar sehr kontraststark.
    Gerade eine monotheistische Religion wie der Islam mit einem Erschaffer, dem „Leben danach“ und seinem Verbot zum Schweinefleisch, ist nun mal ein Kontrast zur hinduistischen reinkarnierenden Vielgötterei ohne Erschaffer, bei dem u.a. die Kuh heilig ist.

    Hinzu kommt das es im Hinduismus als auch im Islam zig tausende differenzierte Richtungen gibt.

    „…wenn die Liebe und die Zukunft der Kinder zum Antrieb aller Dinge werden.“ Dann sollte man überhaupt keinen Einfluss seiner persönlichen Glaubensrichtung geltend machen, damit der Mensch eine wirkliche Wahl hat. Erziehen heißt vorleben.

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