Freikirchen versprechen Gemeinschaftsgefühle und Antworten auf die ganz grossen Fragen – doch der Preis ist hoch. Eine Reportage
Nadine A. Brügger | Neue Zürcher Zeitung
«Willkomme dihei» steht in grossen Buchstaben an der Tür und «Welcome home» auch. Es ist Sonntagmorgen in Zürich, die Luft ist kühl. Kirchenglocken hört man keine mehr, ihr Ruf zum Gottesdienst ist bereits verklungen. Mindestens eine Messe aber steht noch an.
«Bisch du s erschti Mal da?», fragt ein lächelnder junger Mann. Er steht am Eingang zu einem grossen Mehrzweckraum an der Hohlstrasse. Ein etwas verloren blickender Neuankömmling nickt. «So schön», sagt der Begrüsser und weist den neuen Gast hinein. «Kafi git s a de Bar, sitze chasch überall, wo s na Platz hät.»
Drinnen stehen die Menschen dicht gedrängt. Es wird viel begrüsst, umarmt und gelacht. Jemand bringt zusätzliche Stühle. Scheinwerfer zeichnen eine bunte Klub-Beleuchtung an die Wände. Auf der Bühne stehen Mikrofone und Gitarren bereit. Auf jedem Stuhl liegt ein Couvert. «Werde Teil unserer Kirche», steht darauf. Bald verschwinden die Couverts aus dem Sichtfeld; der Raum für den Gottesdienst von Hillsong Zürich, einer internationalen Freikirche mit Ableger in der Schweiz, ist bis auf den letzten Platz gefüllt.