Kreationismus bei den Evangelikalen


Die Erde ist ein wundersamer Planet. Alles ist perfekt für Leben ausgerichtet. Das Staunen darüber erfasst jeden, der sich mit Naturwissenschaft befasst. Den Atheisten, weil so viel Schönes durch Zufall entstand, den Christen, weil Gott offenbar ein überwältigend guter Architekt ist. Ein neuer Dokumentarfilm des „Institutes für Glaube und Wissenschaft“ weckt diese Faszination und beantwortet die Frage, warum der christliche Glaube das Forschen unterstützen kann, anstatt es zu behindern.

pro Medienmagazin

Der Film „Faszination Universum“ stellt Fragen, die am Rande der Naturwissenschaft stehen, die jedoch den Menschen nicht weniger stark beschäftigen. „Wie entstand das Weltall? Welche Bedeutung haben wir Menschen? Sind wir allein im Universum?“ Schließlich läuft die Dokumentation, die übrigens durch sehr schöne Bilder fesselt, auf die Frage hinaus, die sich früher oder später jedem Naturwissenschaftler in den Weg stellt: Wieso ist das Universum so beschaffen, dass es Leben auf unserer Erde gibt? Sind wir das Produkt eines riesigen kosmischen Zufalls, oder sind wir gewollt?

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7 Comments

  1. Das alte abgegriffene Argument der Feinabstimmung ist absurd.
    Schließlich können wir nur auf weniger als 1% unseres Sonnensystems existieren. Wir können nicht auf der Oberfläche der Sonne spazieren oder auf dem Pluto Golf spielen.

    Wäre das Universum „fein abgestimmt auf das Leben“ müssten wir auch keine anderen Lebewesen töten und verzehren, noch bräuchten wir Vitamine oder Sauerstoffatmung, wir könnten ähnlich einer Sonne oder einer Plutoniumbatterie durch eigene Strukturparameter existieren ohne allzu umständliche Wachstums und Verwertungsstrukturen.

    Das hätte auch den Vorteil nicht auf der Oberfläche eines einzigen Planeten fixiert zu sein, sondern sich durch das All zu bewegen und viel größeren Einflussspielraum zu haben.

    Die Tatsache, dass wir und alle sonstigen Lebewesen quasi auf einem kleinen Steinplaneten festkleben, dazu noch atmen müssen und enorm viel Nahrung benötigen obwohl es auch anders gehen kann, ist ein schlagkräftiges Argument gegen eine allzu anthropozentrische Sichtweise. Diese ist letztlich völlig bescheuert.

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  2. Nachtrag

    9. Die „Wunder der Welt“ im elementarsten Sinne bleiben staunenswert und sozusagen wunderbar auch für den, der sich bemüht, sie naturwissenschaftlich zu verstehen, dabei aber gerade die Grenzen dieses Verstehens reflektiert, inklusive derjenigen, nicht erklären zu können, „warum etwas ist“.

    10. Das Streben der Schöpfungsadepten, die sich im Ergebnis Gott als höheren Fummler & Frickler vorstellen, ist es aber gerade, die Wunder in obigem Sinne zum Verschwinden zu bringen, indem für alle eine etwas schlichte und immer gleiche ad hoc-Erklärung gebracht wird: „Gott war’s“. Es ist in diesem Sinne widersinnig, wenn diese Leute von „Wundern der Natur“ sprechen. Die „Wunder“ sind gerade nicht mehr das Unerklärte am Grunde des jeweils Erklärten, sondern als Produkte eines Willens, Ratschlusses, Plans auf denkbar einfache Weise eskamotiert („Vati wollte das halt so und fand das gut, bumm“); der Rest ist verbal ornamentierendes Bemühen, um schwerlich Vereinbares irgendwie doch noch vereinbar und aus einem Guss erscheinen zu lassen. Insofern haben die genannten Filme etwas unfreiwillig Albernes, reichen aber sicher, um ein gnadenhalber von kritischer Distanz zu sich selbst verschontes Publikum zu beeindrucken.

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  3. @nickpol 3:28

    1. Die „Feinabstimmung“ des Universums ist ein beim Publikum ebenso beliebtes wie abgegriffenes, ja ödes Argument, aus einer Reihe von Gründen.

    2. Es gibt Arbeiten, die zeigen, dass es mit ihr bei weitem nicht so kritisch steht wie oft behauptet. Das gilt nicht zuletzt, wenn man die Naturkonstanten simultan statt einzeln verändert. Dadurch ändern sich die „Fangbereiche“ wesentlich.

    3. Das Forschungsinteresse der Naturwissenschaften geht dahin, die Kombination der Naturkonstanten nicht als von irgendwoher gesetzt hinzunehmen, sondern zu erklären, d.h. auf ein einfacheres Konzept zurückzuführen. Dabei ist sekundär, dass diese Erklärung weitere Fragen nach sich ziehen wird. Entscheidend ist die Attitüde, ob man die Feinabstimmung als extern gesetzt und gewissermaßen intellektuellen Abschluss betrachtet. Diese Attitüde ist derjenigen der Adepten des „Intelligent Design“, die komplexe biologische Strukturen ebenfalls als (nicht weiter erklärbar) extern gesetzt betrachten, völlig analog.

    4. Eine naheliegende Antwort auf die Feinabstimmung ist die Annahme von Multiversen. Sie räumt das Problem der „Unwahrscheinlichkeit“ aus (ganz davon abgesehen, dass die Unwahrscheinlichkeit an sich nicht das Problem darstellt, als das sie ausgegeben wird). Auch wenn die Annahme von Multiversen spekulativ ist, baut sie doch auf den Erkenntnissen und der bewährten Denkweise der Naturwissenschaften auf. Die Quantentheorie enthält beispielsweise das Konzept virtueller Teilchen usw. an basaler Stelle. Für dessen Richtigkeit spricht nicht alleine, dass es zentraler Bestandteil des so erfolgreichen Formalismus und seiner Interpretation ist, es liegen sogar ziemlich direkte experimentelle Hinweise vor.

    5. Die Mechanismen, auf denen das Konzept der Multiversen aufbaut, sind denen der Quantentheorie entlehnt. Daher ist dieses Konzept, auf der Höhe der Zeit argumentierend, innovativ; man wäre darauf vor 100 Jahren nicht gekommen, jedenfalls nicht mit Gründen.

    6. Die Erklärung mittels Schöpfergott erscheint dagegen, höflich gesagt, etwas monoton. Sie beruht offenkundig auf simplen anthropomorphen Analogien vergangener Zeiten und wird seit Jahrtausenden als auch dem geistig Schlichtesten zugänglicher Standard vorgebracht; es ist erstaunlich, dass letzteres sie nicht verdächtig macht, ganz so als ob die Welt etwas Einfaches sei. Der einzige Anschluss an die unbezweifelbaren Fortschritte der Naturwissenschaften bestand und besteht darin, die Idee immer wieder neu einzukleiden. Man ist dazu gezwungen, sofern man nicht ganz „von gestern sein“ will.

    7. Es ist charakteristisch, dass Naturwissenschaftler die neuartigen Konzepte entwickeln und die Arbeit machen, und dass dann Theologen suchen, wo sie aufsatteln und ihr immer Gleiches hineinlesen oder die Konzepte als Umsetzung theologischer Ideen ausgeben können. Die „Feinabstimmung“ fungiert hier wie die „Irreduzible Komplexität“ des „Intelligent Design“ usw. letztlich als asylum theologiae. Wer darauf setzt, muss allerdings damit rechnen, sich irgendwann ein neues asylum suchen zu müssen. Daran aber mangelt es nicht, da alle naturwissenschaftlichen Erklärungen schon vom Anspruch her endlich sind.

    8. Wer glaubt, dass Gott die Naturkonstanten „am Anfang richtig gewählt“ hat, pfuscht de facto supranaturalistisch in die Naturwissenschaften hinein, welche diese Fragen mit ihren eigenen Methoden, d.h. ohne das hier nichts erklärende Wort „Gott“, untersucht. Er kaschiert dies allerdings dadurch, dass der Vorgang „weit genug weg“ ist, um den größeren Peinlichkeiten wie bei Evangelikalen usw. zu entgehen. Man kann das alles etwas sehr billig finden. Es ist aber der Preis, den man zahlt, wenn man es theologisch nicht lassen kann, das Walten Gottes in concreto überall sehen zu wollen.

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  4. Nachdem ich den Artikel überflogen habe, scheint mir das einfach nur wieder das gleiche „fine tuned universe“ Argument zu sein und das kocht immer auf die Aussage ein: „Wenn hier kein Leben möglich gewesen wäre, dann würde es hier kein Leben geben.“

    So richtig überwältigend finde ich diese Aussage jedoch nicht, aber vielleicht habe ich beim Überfliegen auch etwas übersehen.

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  5. Christliche Schöpfung ist schizophrene Idiotie mit dem Intellekt von Kleinkindern. Wer wenig weiß muss viel Glauben. wer nichts weiß wird Papst. Der Zombie im Himmel bastelt sich etwa 1.250 Dinosaurier Arten, die 300 Mill. Jahre lang die Erde bevölkern, vernichtet vor 65 Mill. Jahren per Asteroiden davon 95%, damit winzige Säuger über diverse Arten sich bis zu den Primaten als aufrecht gehende Homo-Religioten mit fataler Erbsünde entwickeln, während sich 20 weitere Homo Sapiens Arten ohne fatale Erbsünde aus Neid totärgern. Der Zombie im Himmel kopiert dazu sein Ebenbild als nackte grunzende Analphabeten Adam und Eva.

    Theologen studieren 4-8 Jahre Zombielogie unter Ausblendung historischer Fakten und Erkenntnisse der Wissenschaft. Dämonen werden durch Exorzismen ausgetrieben, seit Jahrzehnten tote Könige regieren über noch nicht existente Städte in denen heilige Propheten leben und in Tempeln beten, die nicht existieren, Blinde können wieder sehen, Körperteile wie Arme und Beine wachsen nach, Lebensmittel entstehen aus Nichts, Auserwählte wandeln auf dem Wasser, Tote werden zum Leben erweckt und geistern als Untote Jahrtausende umher, damit gläubige Kannibalen sie als Eucharistie fressen und der perfekten Schöpfung des himmlischen Zombies die Genitalien verstümmeln, pseudo-wissenschaftliche Religiotie.

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  6. John Lennox, Allister McGrath usw. sind zwar alle in Oxford lehrende Evangelikale, aber beileibe keine Kreationisten, sondern überzeugte theistische Evolutionisten. Insofern ist die Überschrift des Blogs (im Gegensatz zur Originalüberschrift) ebenso falsch, wie der daran erkenntliche unterstellte Automatismus, alle Evangelikalen seien Kreationisten.

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    1. Eine kleine Feinabstimmung des Titels des Postings. Die Feinabstimmung des Universums ist ein Standard-Argument des Intelligent Design. Weil die Naturkonstanten des Universums so fein abgestimmt sind, Leben ermöglichen, steht dahinter der teleologische Aspekt der Schöpfung durch Gott. Lennox und McGrath kommen überhaupt nicht auf die Idee, die Frage anders zu formulieren.Statt „Die Natur ist auf Leben feinabgestimmt“ könnte man mit gleichem Recht argumentieren „Das Leben ist auf die Natur abgestimmt“ also exakt das, was die Evolutionstheorie aussagt.Drange, Theodore M. 2000. The fine-tuning argument revisited (2000). Philo 3(2): 38-49.
      Den angesprochenen Automatismus betreffend kann ich nur sagen, es zieht sich der die Jacke an, die ihm passt.Automatismus ist nicht erkennbar, lediglich die Aussage, Kreationismus bei Evangelikalen. Und wer, wie Evangelikale, „buchstäblich“ an die Aussagen der Bibel glaubt, ist letztlich ein Fundamentalist.
      Ich könnte mir gut vorstellen, dass Lennox und/oder McGrath eines Tages als Fellow beim Discovery Institute auftauchen, ein Wunder wäre das nicht.

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