Ärger im Kreationisten Paradies des Ken Ham


Dinosaurs of Eden by Ken Ham  Bild: slate
Dinosaurs of Eden by Ken Ham Bild: slate

Vor ein paar Tagen haben wir den Darwin-Day gefeiert, den 204. Geburtstag des Mannes, der die Evolutionstheorie schriftlich fixierte und der Allgemeinheit zugänglich machte. Mit Fug und Recht können wir heute sagen, dass Darwin das machtvollste und tiefgreifendste Gedankengebäude der letzten 200 Jahre erdacht hat.

Seit der Veröffentlichung seines Hauptwerkes Die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl hat man eine Fülle neuer Erkenntnisse über die Funktionsweise der Evolution gewonnen. Der englische Naturforscher ist für die Einen der Vater der modernen Biologie, für die Anderen der Inspirator des Holocausts. Zur Evolutionstheorie gibt es keine Alternative, sollte man meinen. Und doch werden immer wieder Versuche unternommen gegensätzliche Auffassungen wie Kreationismus und Intelligent Design, selbst im Biologie-Unterricht der Schulen zu lehren. Darwins Evolutionstheorie ist nicht nur ein Meilenstein der modernen Biologie, sondern die umfängliche Neuformulierung einer Weltanschauung, markiert die Evolutionstheorie doch ein Ende des religiösen imago dei, der göttliche Ebenbildlichkeit des Menschen. Der Mensch als Geschöpf Gottes hörte auf zu existieren. Menschen und Affen haben gemeinsame Vorfahren, eine Schöpfung wie in der Bibel beschrieben gibt es nicht.

Letztlich ist der Mensch eine von drei heute  lebenden Schimpansen-Arten. Die Faktenlage gegen eine göttliche Schöpfung ist erdrückend und doch gibt es Gegner der Evolutionstheorie, bei einigen kann man durchaus von Feinden sprechen. Ob nun Weikarts From Darwin to Hitler, Evolutionary Ethics, Eugenics, and Racism in Germany, oder die intellektuellen Verrenkungen einer Studiengemeinschaft wie Wort und Wissen. Darwin ist Feind, Feinbild schlechthin. Ob nun evangelikale Fundamentalisten, Katholiken oder Baptisten, die Evolutionstheorie des Charles Darwin steht für das Böse.
Vor Jahren waren Kreationismus und Intelligent Design Randerscheinungen, heute in den USA, kann man durchaus von mainstream sprechen und die Situation in Deutschland gestaltet sich nicht besser. Im Präsidentenwahlkampf des vorigen Jahres, in den USA, wurde die Evolutionstheorie angeprangert, Kandidaten wie Ron Paul, Rick Perry, Michele Bachmann und Rick Santorum denunzierten die Evolution und unterstützen Kreationismus und Intelligent Design, als Lehre an öffentlichen Schulen. Damit stehen sie nicht allein. Mehr als 46% der Amerikaner haben zum Ausdruck gebracht, dass sie an den Junge-Erde-Kreationismus glauben, dass sie an die Idee glauben, dass Gott in den letzten 10.000 Jahren die Erde und die Menschen erschuf. Im Kampf zwischen religiösen Fundamentalismus und darstellbaren wissenschaftlichen Fakten bleibt der blinde Glaube in einer starken Position.

Einige profitieren von der Verleumdung Charles Darwins und der Wissenschaften. Einer von ihnen ist der in Australien geborene, Junge-Erde-Kreationist Ken Ham. Er steht hinter den ehrgeizigsten Monumenten des Kreationismus in den USA. Nach der erfolgreichen Planung, Durchführung und Installation des 27 Millionen Dollar Kreationisten-Museums in Kentucky, welches Gottes Schöpfung der Erde mittels Pseudo-Wissenschaft darstellt und erzählt, ein unvergessliches Erlebnis ist die plastische Darstellung eines Kindes, welche mit einem sanften Raptoren abhängt. Nach Ham haben Menschen und Dinosaurier eine zeitlang koexistiert. Adam und Eva teilten sich mit ihnen das Paradies. Für Fernreisen und zum Transport sattelten die Menschen die Saurier. Wissenschaftler, Evolutionsbiologen haben diese Wahrheiten verdunkelt, mit sündigen Lügen und Verleumdung.

Mit Beendigung der Arbeiten am Kreationisten-Museum entschied sich Ken Ham für eine weitaus größere Herausforderung, die Beseitigung der Trennung von Staat und Kirche. Er und seine Kreationisten-Kollegen haben einen kreationistischen  Themenpark vorgeschlagen in dessen Zentrum der maßstäbliche Nachbau der Arche stehen soll. Auf Nachfrage, durch Ken Ham, schlug der Gouverneur von Kentucky eine 43 Millionen Dollar Steuervergünstigung vor und 11 Millionen Dollar zur Verbesserung der Infrastruktur.

Will man diesen religiösen Fundamentalisten Ken Ham verstehen sollte man seine Bücher lesen.  Glaube und Wissenschaft, für Ken Ham ein antagonistischer Gegensatz, eindeutig bevorzugt er den Glauben um die Welt darzustellen. Seine Bücher kann man in zweit Arten einteilen, „Bunte Bildchen Bücher“ um Kinder zu indoktrinieren und Pseudo-Wissenschaft um Erwachsene zu überreden.

Ein signifikantes Beispiel, für die erste Art, ist das Buch „Dinosaurs of Eden„, herausgegben von Master Books, ein Zweig von Hams Answers in Genesis. New Leaf Publishing Group, die Konzern-Mutter von Master Books behauptet, dass 80.000 Exemplare verkauft wurden, von insgesamt 2,1 Millionen Büchern, die alle aus der Feder Ken Hams stammen sollen. Wie z.B. The Great Dinosaur Mystery Solved, Did Adam Have a Belly Button?, und My Creation Bible.

In Abhängigkeit vom Leser tut Ham in seinem Buch alles gut oder ist unverschämt. Einfallsreich und spannend, mit lebendigen Illustrationen, eine ergreifende Erzählung. Seine ultimative Botschaft, wer der ewigen Verdammnis entgehen will, muss an den Junge-Erde-Kreationismus glauben.

Zwei „christliche“ Kinder eröffnen, stellvertretend für uns, das „biblische Tor der Zeit.“  Für uns erkunden sie, funktionell, Ken Hams bizarre Vorstellung der Geschichte der Welt. Nach einem Spaziergang durch die ersten Verse der Genesis verkündet Ken Ham:“ Wir können zu 100% sicher sein, dass die Dinosaurier mit den Menschen gelebt haben.“

Eine Reihe von surrealen Illustrationen stellen Adam und Eva dar, wie sie Weintrauben an vegetarische Dinosaurier verfüttern, während Löwen und Geparden mit einem Avacertaops kuscheln. Das Pflanzenfresser-Paradies wurde mit dem Mord an Abel durch Kain zerstört. Die Dinosaurier fingen an, andere Tiere zu fressen.  An dieser Stelle so Ken Ham, unter Bezug auf Genesis 6.13: „war die Erde mit Gewalt erfüllt.“

Dinosaurs of Eden by Ken Ham
Dinosaurs of Eden by Ken Ham, Bild: slate

Interessanterweise tötet Ken Ham dann die Dinosaurier nicht mit der Flut, was ja noch eine praktische Erklärung für das Aussterben gewesen wäre. Er postuliert, „Gott habe wahrscheinlich Teenager(Jungtiere) und keine ausgewachsenen Saurier auf die Arche entsandt.“ Die Saurier waren durch den Umgang mit dem Menschen ohnehin domestiziert. Aufzeichnungen der Interaktionen zwischen Mensch und Sauriern hat es in der Vergangenheit reichlich gegeben und so behauptet er, einige von ihnen haben überlebt, die Legenden von Drachen würden das bezeugen.

Naturkatastropen, sowie der unbedingte Wille des Menschen für Lebensmittel, Felle und Leder zu töten hätten zum Aussterben der Dinosaurier geführt, so Ken Ham. „Wissenschaftler leugnen diese Tatsachen, weil sie, wie jeder andere auch, Sünder sind.“  Es hat nichts mit Beweisen zu tun, Wissenschaftler wollen nicht glauben. Für die Förderung der Evolution und damit der Leugnung Gottes schlußfolgert Ham, dass sie, die Wissenschaftler auf ewig gestraft werden und in den Gruben der Hölle schmoren.

The Lie, Hams Meisterwerk, jüngst zum 25-jährigen Jubliäum überarbeitet und neu aufgelegt, enthält die gleiche Pseudo-Wissenschaft und das christliche Moralisieren, wie alle seine Werke. Es kommt aber nicht so launig daher wie sein Dinosaurs of Eden. Hier lässt er seine theologischen Überzeugen aus dem Sack. Das Christentum ist unter Beschuss, die Gesellschaft morsch und die Akzeptanz der Evolution ist die Ursache dieser Desintegration. Bemerkenswert ist, dass Ken Ham wenig, in diesem Buch, pseudowissenschaftlich gegen die Evolution argumentiert, vielmehr versucht er Zweifel und Unklarheiten in die Evolutionstheorie zu injizieren und behauptet, dass es keine schlüssigen Beweise für die Evolution gäbe, es sich aus diesem Grunde um ein „Glaubenssystem“ handele. Alle Beweise der Wissenschaft existieren nur in der Gegenwart. Das bedeutet, Isotopen-Datierung, Fossilien, genetische Sequenzierung, die geologische Zeitskala, Entwicklungsbiologie, Plattentektonik, Krankheitsresistenz und den ganzen Rest der sogenannten“modernen Wissenschaft könne man ignorieren. „Denn wer kann wirklich wissen, ob sie, die Wissenschaften, richtig sind.“ Der biblische Bericht über unsere Herkunft wurde von Gott geschrieben und enthält alle Informationen, die wir wissen müssen, um unsere Welt zu verstehen.

Das ist so ziemlich alles, was Ken Ham auf der Pfanne hat. Blinder Glaube an die Bibel ist den „Glauben an die Evolution“ überlegen, weil ersterer von Gott geschrieben ist und letzterer eine Mythologie sündiger Atheisten sei. Weil es nicht erlaubt ist der Bibel zu widersprechen, ist Wissenschaft ein Mythos. Das ist das Alpha und Omega, seine Prämisse und sein Fazit. Dieses bedingungslose Vertrauen, die zirkuläre Logik und die satte Selbstzufriedenheit durchziehen das Buch vom Anfang bis zum Ende.

Dinosaurs of Eden by Ken Ham
Dinosaurs of Eden by Ken Ham, Bild: slate

Der Kern der Lüge ist aber nicht der Kreationismus. Säkularer Humanismus ist eine spezifische Kultur. Die Schreckgespenster des Verstandes, ich überlasse anderen diesen zu beurteilen, von Ken Ham sind Abtreibung, Pornographie, homosexuelle Ehe, Gesetzlosigkeit. All das ist verwurzelt im „Glauben“ an die Evolution. Die Akzeptanz von Wissenschaft führt zu Legalisierung solcher Symptome wie der Pornographie. Um uns zu reinigen müssen wir den Glauben an die Evolution zerstören. Wenn wir das „Menschen-Wort“ annehmen vernichten wir jegliche Grundlage für Moral.

Es überrascht nicht das Ken Ham besondere Gräuel entwickelt wenn es um gleichgeschlechtliche Ehe geht. Das Wort Homosexualität erscheint 24 mal im Buch, während Kreationismus, in vergleichender Form nur 13 mal genannt wird. In die Fixierung auf die Sündhaftigkeit gießt er eine Menge Tinte. Die Sündhaftigkeit wird durch den Glauben an die Evolution entfesselt und findet ihren Ausdruck im „homosexuellen Lebensstil“ und der „homosexuellen Unzucht.“

Schamlos dreht er auf wenn es um die Parade des Horrors geht, der Glaube an die Evolution ist schuld, Holocaust, Rassismus, Drogenmissbrauch, männlicher Chauvinismus der auf die Minderwertigkeit der Frauen zielt. Männer und Frauen haben einfach unterschiedliche Rollen zu erfüllen, Eva hatte die ihre, beim Gespräch mit der Schlange. Der moralische Relativismus, der dem Glauben an die Evolution innewohnt hat jedes der genannten Übel hervorgebracht. Nach der Annahme der Evolutionstheorie habe der Rassismus deutlich zugenommen. Drogenkonsum leugnet die Wahrheit welche in der Genesis dargestellt wird. In Dinosaurs of Eden droht Ham Kindern mit einem Leben  in der Hölle, nach dem Tod. In der Lie droht er den Erwachsenen mit der Hölle auf Erden. „Glauben Sie mir“, so warnt er, „Verdammnis, ewiglich und zeitlich.“

Im Kreationisten-Paradies des Ken Ham gibt es Probleme. Das Museum in Kentucky verzeichnete 2012 einen Rückgang der Besucherzahlen, im Vergleich zum Vorjahr, um 10%. Answers in Genesis verzeichnete einen 5 Prozent Rückgang bei den Einnahmen. 280.000 Besucher im vorigen Jahr kennzeichnen einen 4-Jahres Tiefpunkt. Die Finanzierung des Arche-Themenparks hat sich erheblich verlangsamt. Im Janur 2013 hatte Ham noch nicht einmal die Hälfte des Geldes eingenommen um eine maßstäbliche Replik der Arche bauen zu können, ganz zu schweigen vom Rest des Themenparks. Wer aushelfen will, kann einen Anstecker, ein Kartenspiel oder einen Decksbalken kaufen, für $ 100, $ 500 und $ 1.500. Überlegt euch, ob es die Sache Wert ist. Es würde eine Freikarte für eine Eröffnungsfeier bedeuten, bei der noch nicht feststeht, ob sie überhaupt stattfindet. Das Risiko gilt es zu beachten.

Dinosaurs of Eden by Ken Ham
Dinosaurs of Eden by Ken Ham, Bild. slate

Unter Verwendung eines Artikels von Mark Joseph Sternslate – Magazin

2 Comments

  1. Zu dem epochalen Unsinn mit der Arche Noah gibt es neben Hunderten Argumenten ein praktisches Beispiel der Undurchführbarkeit. Auf der Arche war Noah mit 600 Jahren und seine 3 Söhne mit je 400 Jahren. Die biblischen Phantasten zählen 21.600 Tierarten, obwohl es auf der Welt über 10 Millionen gibt, die folglich auf der Arche waren.

    Auf Tierfrachtern wie die M/V BECRUX werden 16.500 Rinder und Wasserbüffel mit etwa 6.000 Tonnen auf 9 Decks von Darwin/Australien nach Indonesien oder Arabien verschifft. Die Tiere brauchen täglich 500 Tonnen Wasser und 300 Tonnen Getreide. In einem Jahr wären das 300.000 Tonnen, die Arche Noah wäre 50 fach überladen, die 4 Greise müssten täglich über 400 Tonnen Futter, Wasser und Fäkalien bewegen. Der Luftwechsel mit 1Mal je Minute für die 180.000 m² an Tierdecks und 2 Futtersilos der M/V BECRUX wird von 85 Lüftern mit insgesamt 1500 PS Leistung erbracht. Das automatische System fürs Füttern, Tränken und Entmisten der Tierdecks beschäftigt 10 Mann, trotzdem sterben viele Tiere und werden wegen akuter Seuchengefahr per Kran sofort über Bord geworden. Ein harter Job für 4 demente Greise.

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  2. Etwa alle 10 – 20 Jahre gibt es neue Religioten im Kreationismus, welche die Bibel als einzige Wahrheit propagieren und jedwede Wissenschaft als sinnlose Übung verdammen. Bis etwa 1980 war es Henry Morris, der als Plagiator die Ideen der Sieben-Tage-Adventisten kopiert und das CR (institute of creation research) betreibt. Dann ist die Luft raus, die Menschen haben genug von dem Schwachsinn, der Verein schrumpft finanziell und Medien wirksam zur Bedeutigungslosigkeit. Ken Ham war einst Mitarbeiter im CR

    Auf Henry Morris folgte das discovery institute mit intellgent design mit seinem Vorzeige Professor Behe, der im Kitzmiller Prozeß unter Eid lügt. Für ihn ist Astrologie eine Wissenschaft. Dazu kommt der total beploppte Kent Hovind, der wegen Steuerhinteziehung und Insolvenzbetrug 10 Jahre im Gefängnis verbringt. Sein Sohn betreibt die Evangelisten Karriere weiter und tritt in frommen Versammlungen auf.

    Jetzt ist es Ken Ham, der mit fast gleichen Texten die Einfaltpinsel abzockt. All diesen Kreationisten ist zu eigen, dass sie, wenn überhaupt, einen Schulabschluß einer Predigerschule haben und nach einem Schnellkursen in 3 bis 8 Wochen zum Dr. phil mutieren. Dieser Dr. ist dann Spezialist in vielen Naturwissenschaften und kann die Fehler der Evolution genau erklären, ebenso warum Dawin in der Hölle schmort. Bildung ist nutzlose Eitelkeit und nur Ablenkung auf dem Weg ins glorreiche Paradies des himmlischen Zombie

    Ein Stolperstein der Kreationisten ist der Ötzi. Er ist um 3300 v.C. 46 Jahre alt, für die Kreationisten sicher ein Zeitgenosse von Kain und Abel – nur wer war Vater und Mutter
    Ötzi ist gekleidet in Leder und Pelz von Kühen und Schafen, trägt Kupferaxt, Kupfermesser, Pfeile mit Steinspitzen, Bogen, Feuerstein, Feuer mit Holzkohle in Ahornblättern. In der Kleidung finden sich Samen erster Kulturpflanzen. Nach der mtDNA Genanalyse der Darmprobe stammt er von der genetischen K-Linie aus Korsika oder Sardinien und keinesfalls aus Vorderasien mit dem „Paradies“ von Adam und Eva. Peitschenwürmer im Darm belegen die Domestizierung von Schweinen, er leidet unter Zeckenborreliose, typisch modernen Herzproblemen durch Arterienverkalkung und der Laktose Intoleranz der Frühmenschen.

    Deswegen ist die Altersbestimmung per C-14 Methode ganz sicher immer falsch und das Turiner Grabtuch keine Abzocke von 1300 n.C. aus Südfrankreich, sondern wurde vom Lattenjupp persönlich genutzt.

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