Wie de Maizière aus Zahlenschnipseln Argumente zimmert


Wird nun von den Ärzten und der Opposition kritisiert: Bundesinnenminister Thomas de Maizière. (Foto: dpa)
  • Bundesinnenminister de Maizière sagt in einem Interview, 70 Prozent aller abgelehnten männlichen Flüchtlinge unter 40 Jahren würden mit einem Attest ihre Abschiebung verhindern.
  • Die Ärzteschaft läuft Sturm gegen den Vorwurf de Maizières.
  • Inzwischen musste das Bundesinnenministerium einräumen, dass sich diese Zahl nicht belegen lässt.

Von Benedikt Peters | Süddeutsche.de

Ein Satz sorgt für große Aufregung. Gesagt hat ihn Thomas de Maizière (CDU) im Interview mit der Rheinischen Post. Es könne nicht sein, so der Innenminister, „dass 70 Prozent der Männer unter 40 Jahren vor einer Abschiebung für krank und nicht transportfähig erklärt werden.“ Gegen so viele – und gleichzeitig so junge – kranke Männer spreche „jede Erfahrung“.

Der Vorwurf wiegt schwer. Erstens, weil ihn de Maizière höchstpersönlich erhebt – er ist schließlich, neben Kanzleramtsminister Peter Altmaier, der oberste Organisator der Flüchtlingspolitik der Bundesregierung. Zweitens, weil er mit dem Satz einen ganzen Berufsstand angreift. Der Vorwurf, der mitschwingt und nicht zu überhören ist: Viele Flüchtlinge entziehen sich mit Attesten der Abschiebung – also muss es viele Ärzte geben, die diese Atteste fälschlicherweise ausstellen. Drittens wirkt de Maizières Aussage sehr fundiert: „70 Prozent der Männer unter 40„, das klingt nach Statistik und korrekter Auswertung von Daten.

weiterlesen