Sineb El Masrar über legalistischen Islamismus – „Religion wird pervertiert“


Die deutsche Autorin und Journalistin Sineb El Masrar (dpa/ Erwin Elsner)
Die Publizistin Sineb El Masrar bezweifelt, dass deutsche Politiker die Islamverbände als Ansprechpartner brauchen. Sie so zu „demokratisieren und den Löwen zu bändigen“, werde nicht gelingen, sagte El Masrar im Dlf. Die Verbände würden zum Teil islamistische Ideologien verbreiten.

Sineb El Masrar im Gespräch mit Andreas Main | Deutschlandfunk

Andreas Main: Wenn es um Islam in der Öffentlichkeit geht, dann äußern sich überwiegend Männer. Das ist umso befremdlicher, als viele der heiklen Themen primär Frauen und Mädchen betreffen, vom Schwimmen im Ganzkörperbadeanzug bis hin zu anderen Formen von Verhüllung. Mir geht es hier weniger um eine Frauenquote, aber vielleicht erklären sich ja die verbissenen Schwarz-Weiß-Wadenbeißer-Debatten rund um den Islam aus dem Männerüberhang. Die Autorin Sineb El Masrar jedenfalls ist weit entfernt von diesem Schwarz-Weiß-Denken. Sie setzt sich zwischen viele Stühle. Sie ist in Hannover geboren Anfang der 80er-Jahre. Sie lebt als Journalistin in Berlin. Ihre Eltern sind aus Marokko. Sie versteht sich als Muslimin und als Feministin. Sie hat unter anderem über muslimische Frauen hierzulande geschrieben. Das Buch hieß ‚Muslim Girls‘. Jetzt sind die Männer dran, gerade eben erschienen: ‚Muslim Men: Wer sie sind, was sie wollen‘. Sineb El Masrar und ich, wir sitzen uns in unserem Berliner Funkhaus gegenüber, wo wir dieses Gespräch aufzeichnen beziehungsweise aufgezeichnet haben. Hallo und herzlich willkommen, Sineb El Masrar.

Sineb El Masrar: Hallo.

Main: Sineb El Masrar, wie erleben Sie mit Blick auf Islam und Muslime die derzeitige Stimmung in Ihrem Heimatland, in Deutschland?

El Masrar: Für mich persönlich gibt es Zeiten, wo ich durchaus positiv in die Zukunft blicke und denke, wir werden schon irgendwie zusammenwachsen. Es gibt ja auch viele Erfolgserlebnisse, wenn man bedenkt, wer alles nach Deutschland gekommen ist, mit welchen Startbedingungen. Die waren nicht immer ideal – und wie viele es dann tatsächlich in der zweiten und dritten Generation geschafft haben,

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