Dodo Käßmann gegen pauschale Verdächtigungen von neugetauften Flüchtlingen


Flüchtlinge aus Afrika in Europa © Cristian Gennari (KNA)

Flüchtlinge, die zum Christentum konvertiert sind, würden von Behörden immer wieder mit absurden Fragen konfrontiert, sagt Margot Käßmann. Eine staatliche Stelle könne aber nicht den „Glauben von Menschen testen“, meint die frühere Landesbischöfin.

DOMRADIO.DE

DOMRADIO.DE: Was wissen Sie über die Praxis, zum Christentum konvertierte Personen Behörden-Befragungen zu unterziehen? 

Margot Käßmann (Theologin und ehemalige evangelische Landesbischöfin): Meine Schwester beispielsweise begleitet immer wieder Flüchtlinge, die konvertiert sind, zu Prozessen. Sie kommen vor allen Dingen aus dem Iran. Dann sind da Menschen, die sie befragen, ob sie erklären können, was beispielsweise der Unterschied ist, in den vier Evangelien. Oder sie müssen erklären können, wie der Unterschied im Gottesbild des Judentums und des Christentums ist.

Das sind Fragen, die manchmal lange getaufte, hier lebende geborene Christen und Christinnen auch nicht beantworten könnten. Ich denke keine Pfarrerin und kein Pfarrer, kein Priester tauft aus einer Laune heraus, sondern Taufbegehren werden immer geklärt.

DOMMRADIO.DE: Warum ist denn diese Praxis in ihren Augen unzulässig?

Käßmann: Weil ich denke, dass Kirchengemeinden sehr wohl prüfen, ob Menschen Christ werden. Aber der Staat kann nicht prüfen, wie christlich der Glaube eines Menschen ist. Wir wissen, dass Menschen, die zum Christentum konvertiert sind in unserem Land, an Leib und Leben sehr wohl gefährdet sind, wenn sie in ihre Herkunftsländer abgeschoben werden.

weiterlesen