„Grundvertrauen à la Hayek und Grundskepsis à la Popper“


Bild: heise.de
2009 erregte der FAS-Wirtschaftsressortleiter Rainer Hank viel Aufmerksamkeit mit einem Buch, in dem er darlegte, wie US-Regierungen mit Eingriffen in die Wirtschaft dazu beitrugen, dass es 2008 zu einer Finanzkrise kam. Jetzt hat er unter dem Titel Links, wo das Herz schlägt die „Inventur einer politischen Idee“ veröffentlicht.


Von Peter Mühlbauer|TELEPOLIS

Herr Hank, Sie fordern in Ihrem neuen Buch eine Renaissance der Ideologie – und Sie trennen sie dazu vom Dogma. Wo liegt für Sie der Unterschied?[1]

Rainer Hank: Ideologie lässt sich von Ideen treiben und unternimmt den Versuch, Anschauung und Begriff zusammen zu bringen. Das Dogma hingegen ist starr, lässt sich von neuen Erfahrungen nicht aus der Ruhe bringen.

Ideologie ist für Sie nach Romano Guardini Welt-Anschauung im wörtlichen Sinne – der Standpunkt, von dem aus man die Welt betrachtet. Sollte man nicht versuchen, einen Standpunkt mit möglichst viel Abstand zum Geschehen einzunehmen, von dem aus sich gut abstrahieren lässt? Zum Beispiel den des Historikers, der verschiedene Epochen vergleichen kann? Oder den des Ethnologen, dem das mit Kulturen und Glaubensvorstellungen möglich ist?

Rainer Hank: Das unterstellt, es gäbe interesselose Standpunkte: eine Illusion. Ich will Aufklärung über den Standpunkt, deshalb will ich das Wort Weltanschauung rehabilitieren. Den neutral-objektiven Beobachter gibt es nicht. Wir sind alle Akteure, auch wenn wir Journalisten, Historiker, Philosophen sind. Das ist kein Nachteil, sondern eine Chance.

In einem großen Teil des Buches versuchen Sie, Ihren eigenen Standpunkt klar zu machen. Ganz klar wird er aber doch nicht: Einerseits berufen Sie sich auf Libertäre wie Robert Nozick und kritisieren die deutschen Ordoliberalen[2], andererseits sehen Sie einen starken Staat als Garant für Märkte.[3]

Rainer Hank: Na ja, dass der Liberalismus kein monolithisches Gedankengebäude ist, spricht aus meiner Sicht eher für als gegen die Freisinnigen. Da erlaube auch ich mir, ein wenig hin und her zu changieren. Das ist so lange erlaubt, so lange es keine Widersprüche gibt. Ich will einen Staat, der Garant der Freiheit ist. Insofern bin ich kein Radikalanarcho. Von „starkem“ Staat spreche ich nicht. Das haben Sie gesagt.

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