Richard Dawkins und das „Sklavenhalter-Gen“


Richard Dawkins (September 2010). Foto: wikipedia

Auf reichlich verquere Art lancierte der Sunday Telegraph eine Attacke auf den streitbaren Evolutionswissenschaftler

Von Florian RötzerTelepolis

Nicht nur in der Politik, sondern auch auf dem Feld der Weltanschauung werden seltsame Strategien angewandt, um den vermeintlichen Gegner zu desavouieren. Für Religiöse aller Art ist der britische Evolutionswissenschaftler Richard Dawkins ein rotes Tuch, weil er sich vehement gegen den religiösen Glauben ausspricht und den Atheismus propagiert. Die Auseinandersetzungen werden teils hitzig geführt, ein besonderer Tiefschlag ist nun dem konservativen Sunday Telegraph gelungen.

„Aufgedeckt“ wird von dem Blatt, dass das Vermögen der Familie Dawkins auch aus der Sklavenarbeit stammt. Damit will man dem Atheisten, der „gegen Aberglaube, Intoleranz und Leiden“ zu Felde zieht, eins auswischen, da er gegen „die Übel der Religion“ gekämpft und „die Welt über der Tugenden des Atheismus gelehrt“ habe.

Einer seiner Vorfahren, ein Henry Dawkins, habe zur Zeit seines Todes über tausend Sklaven in Jamaica gehabt, auch andere Dawkins hatten in Jamaica Plantagen. Zumindest dürfte ein Teil des 400 Hektar großen Grundbesitzes der Familie in der Nähe von Chipping Norton, Oxfordshire, mit dem Geld erworben worden sein, das durch Sklavenarbeit auf der Zuckerplantage eingenommen wurde, so der Telegraph. Over Norton Park, das Richard Dawkins Vater geerbt habe, sei in der Familie geblieben, Dawkins besitze Anteile und agiere als Direktor, so der Vorwurf (es scheint um einen Jahresgewinn von 12.000 Pfund zu gehen). Irgendwie scheint dem Atheisten und seinem Standpunkt auch Scheinheiligkeit deswegen attestiert zu werden, weil manche seiner Vorfahren sich auch gegen die Abschaffung der Sklaverei eingesetzt haben.

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