Yoga, Gurus & Co.: Die neue deutsche Art der Sinnsuche


Zwischen Shiva, Yoga und Madonna – die Glaubensformen in Deutschland werden immer vielfältiger Foto: Getty Images, Infografik Die Welt
In Deutschland ist Spiritualität vielfältiger denn je: Evangelikaler Glauben gehört ebenso dazu wie Astralreligion und Schamamismus. Die Amtskirchen hinken der Entwicklung hilflos hinterher.


Von Susanne Gaschke|DIE WELT

Auf der Messe „Spiritualität & Heilen 2015“ im Logenhaus der Freimaurer in Berlin-Wilmersdorf. „Das Denken“, sagt der sportliche Heiler mit dem Pferdeschwanz, „ist das größte Handicap beim feinstofflichen Sehen.“ 70 Menschen hören ihm zu, in unterschiedlichen Stimmungen, manche hingerissen, andere skeptisch, während er über den Konformismus spricht, zu dem unsere Umwelt uns zwinge. Über die „Aura“, das „Energiefeld“, dem er ansehe, was sein Träger in vergangenen Leben erlitten hat. Er, der Heiler, könne Frequenzen in dieses Energiefeld einspielen, die Störungen, zum Beispiel Schmerzen, beheben. Das gehe auch über Hunderte von Kilometern Entfernung. Und das könne man übrigens in seinen Seminaren lernen. „Das kannst du auch.“

Sonntagmorgen, elf Uhr im Kino „Babylon“, Berlin-Mitte: Gottesdienst von und mit Freikirchlern sowie evangelischen Kirchenmitgliedern. Französische Chansons von „B&B Musique“. Das gemeinsame Lied „Gott ist gegenwärtig“ von Gerhard Tersteegen (1697 bis 1769), professionell instrumental unterstützt. Rund 200 überwiegend junge, hübsche Menschen, laut Statistik der Veranstalter mehrheitlich Singles und Kinderlose, nach Anschauung auch viele junge Familien, lauschen der Predigt einer langhaarigen Blondine.

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