Kretschmann kritisiert türkische Verbände


VON RÜDIGER SOLDT  –  Faz

In Baden-Württemberg ist der Versuch gescheitert, aus Modellprojekten zum islamischen Religionsunterricht ein reguläres Schulfach zu entwickeln. Ministerpräsident Winfried Kretschmann will das Projekt retten – auf einer völlig neuen Grundlage.

 

Nach zwölf Jahren ist in Baden-Württemberg der Versuch gescheitert, aus Modellprojekten zum islamischen Religionsunterricht (IRU) ein reguläres Schulfach zu entwickeln. Vor ein paar Wochen verlängerte die grün-schwarze Landesregierung das Modellprojekt nur noch für das nächste Schuljahr. Im November 2015 hatte die damalige grün-rote Landesregierung noch einen Projektbeirat eingerichtet. Ziel war es, gemeinsam mit islamischen Verbänden Bildungspläne für das neue Fach und eine gemeinsame Trägerschaft zu entwickeln.

Mitglied des Projektbeirates sind vier Verbände: Der türkische Moscheeverband Ditib, der Landesverband der islamischen Kulturzentren (LVIKZ), die Islamische Glaubensgemeinschaft Baden-Württemberg (IGBW) sowie die Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland (IGBD). Doch die Gespräche verliefen zäh, eine nennenswerte Annäherung blieb aus. „Teile des Projektbeirates bestehen nun darauf, dass mit Ablauf des Modellversuchs dieser in die Trägerschaft der Verbände übergeht. Dies ist weder rechtlich möglich, noch politisch von uns gewollt, da hier auch Verbände beteiligt sind, die wir aufgrund ihrer Nähe zu Ankara kritisch betrachten“, heißt es in einem Beschluss der grünen Landtagsfraktion.

„Uns fehlt der verbindliche Ansprechpartner“

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hält den islamischen Religionsunterricht weiterhin für ein „wertvolles integrationspolitisches Instrument“, er will aber dem Indoktrinieren der Schüler durch die islamischen Verbände vorbeugen. „Das Problem ist, dass wir keine islamischen Religionsgemeinschaften haben. Wir haben Verbände, die meinen, sie seien Religionsgemeinschaften. Das sind sie aber nicht. Da es in den islamischen Staaten keine Trennung von Staat und Moschee gibt, ist der Islam nicht zivilgesellschaftlich institutionalisiert. Deshalb fehlt uns der verbindliche Ansprechpartner. Wir brauchen Provisorien, damit wir einen Religionsunterricht mit einer provisorischen Trägerschaft anbieten können“, sagte Kretschmann der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

 

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