Jüdisches Museum Berlin: Das absurde Gerede von der Ritualmordlegende


Spektakuläre Architektur: Das Jüdische Museum in Kreuzberg wurde vom Daniel LIbeskind entworfen Quelle: picture alliance / Arco Images
Der Rücktritt von Direktor Peter Schäfer provoziert bittere Vergleiche. 47 Gelehrte protestieren, einer davon vergreift sich im Ton. Unterdessen wird am Jüdischen Museum längst die Zukunft vorbereitet.

Von Alan Posener | DIE WELT

Talmud-Gelehrte sind zwar notorisch streitfreudig, wenn es um die Auslegung religiöser Schriften geht, aber vielleicht auch deshalb in tagespolitischen Fragen eher zurückhaltend. Deshalb war es eine Sensation, als 45 Talmud-Gelehrte einen offenen Brief unterschrieben, in dem sie eine „wachsende Zensur und die Einschränkung der Redefreiheit“ in Deutschland beklagten.

Anlass war der Rücktritt eines der Ihren – des deutschen Talmud-Gelehrten Peter Schäfer – als Direktor des Jüdischen Museums Berlin (JMB). Einer der Urheber des Briefs, Ishay Rosen Zvi von der Universität Tel Aviv, nannte es „empörend“, dass Schäfer Antisemitismus vorgeworfen worden sei.

„Blood libel“ gegen Schäfer?

Zwar hat wohl niemand diesen Vorwurf erhoben, doch Zvi ging weiter und sprach von einer „blood libel“ gegen Schäfer. Unter „blood libel“ versteht man die Lüge, die Juden würden das Blut geschächteter christlicher Kinder benutzen, um ihre Pessach-Matzen zu backen. Eine Verleumdung, die im Mittelalter immer wieder zu mörderischen Pogromen führte.

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