Die Erde gerät ins Taumeln


Die blauen Flächen markieren diejenigen Gebiete, bei denen – wegen der Eisschmelze – ein Rückgang der Masse stattfindet. Die roten Gebiete markieren diejenigen Gebiete, bei denen ein Anstieg der Masse stattfindet. Aufgrund dieser Masseverschiebung wandert die eigentlich stabile Lage des geographischen Nordpols. Bild: NASA/JPL-Caltech
Die massive Eisschmelze am Nordpol lässt die Erde buchstäblich wackeln und verschiebt den Nordpol

Von Patrick Spät | TELEPOLIS

Die Nachricht klingt wie aus einem B-Movie: Am Nordpol schmelzen gigantische Eismassen, wodurch die Erde ins Taumeln gerät und sich der Nordpol verschiebt. Die Nachricht stammt allerdings nicht aus Hollywood, sondern aus einer neuen Studie, die im April 2016 in der Fachzeitschrift „Science“ veröffentlicht wurde.

Seit Beginn der Wetteraufzeichnung (im Jahr 1880) stieg die globale Durchschnittstemperatur um 0,85 Grad Celsius. Selbst dann, wenn wir heute sämtliche Kohlekraftwerke, Autos, Flugzeuge und Containerschiffe der Welt für immer abschalten würden, befinden sich gegenwärtig noch dermaßen viele Treibhausgase in der Atmosphäre, dass die globale Durchschnittstemperatur sich nochmals um 1,5 Grad Celsius erhöhen wird. Gemessen an den derzeitigen Emissionswerten rechnen Wetterexperten jedoch bis zum Jahr 2100 mit einem weiteren Temperaturanstieg zwischen 2,0 und schlimmstenfalls 5,4 Grad Celsius.

Die Auswirkungen sind fatal und nehmen statistisch exponentiell zu: Extreme Wetterlagen treten immer häufiger auf, seien es Orkane, Wirbelstürme, Kälte- und Hitzewellen oder Dürreperioden. Seit 1900 ist der Meeresspiegel um 19 Zentimeter gestiegen. Noch ist die Antarktis flächenmäßig größer als Europa, aber sie schmilzt mit hohem Tempo: Zwischen 1981 und 2016 ist ihre Masse um mehr als 8 Prozent zurückgegangen. Würde die gesamte Eismasse der Antarktis schmelzen, könnte der Meeresspiegel rechnerisch um bis zu 58 Meter steigen.

Noch rasanter nimmt das Eis der nördlichen Arktis ab, hier schmelzen jedes Jahr zwischen 200 und 350 Milliarden Tonnen Eis. (Zum Vergleich: Im Bodensee befinden sich rund 48 Milliarden Tonnen Wasser.) Katastrophal sind dabei auch die unberechenbaren Schneeballeffekte: Durch die globale Schmelze werden große Mengen Methan freigesetzt, die sich in den Permafrostböden befinden und die den Treibhauseffekt exponentiell beschleunigen. Die Nachrichtenbilder ertrinkender Eisbären deuten schon an, was der Erde blüht, wenn die Abgase und damit die Meeresspiegel weiter steigen.

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1 Comments

  1. Die Natur setzt mal wieder zum fälligen Großreinemachen an. Längerfristig gesehen wird das für manche Spezies bestimmt auch das Aus bedeuten.
    Selbstherrliche „Krone der Schöpfung“, da ist mit dir irgendetwas ziemlich dumm gelaufen. (Aber wahrscheinlich denkst du sowieso: „Nach mir, die Sintflut“.)

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