Die Rückkehr der Mafia in die türkische Politik


MHP-Anhänger zeigen den Gruß der „Grauen Wölfe“ – ein Zeichen, das auch der Parteivorsitzende benutzt. Foto: rtr
Präsident Erdogan regiert künftig gemeinsam mit der rechtsextremen MHP, der Partei der „Grauen Wölfe“. Schon jetzt zeichnet sich eine beunruhigende Entwicklung ab. Der „tiefe Staat“ kehrt zurück.

Von Frank Nordhausen | Frankfurter Rundschau

„Du bist nicht der Eigentümer des Staates – krieg das in deinen Schädel“ – so provozierte der prominente türkische Mafiaboss Alaattin Cakici vor wenigen Tagen den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan auf Instagram. Kurz darauf bedrohte der Häftling Journalisten mit dem Tod. Er führte sich auf, als sei er nicht ein verurteilter mehrfacher Mörder, sondern ein mächtiger Dunkelmann, der selbst den Präsidenten nicht zu fürchten hat. Erdogan lässt sich solche Frechheiten sonst nicht bieten. Doch seltsam – trotz des beispiellosen Vorgangs blieb die Machtzentrale in Ankara stumm. Stattdessen wurde der Mafiaboss von Erdogans neuem rechtsextremen Bündnispartner gelobt und ihm von einem Gericht sogar erlaubt, elf Stunden am Tag Besuch zu erhalten.

Die obskure Episode wirft ein Schlaglicht auf die Machtverhältnisse und einen neuen Stil in Ankara nach den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen der vergangenen Woche. Darin war der 64-jährige Langzeitherrscher Erdogan zwar mit 52,6 Prozent der Stimmen wiedergewählt worden, aber seine islamistisch-neoliberale Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) hatte mit 42,6 Prozent eine Schlappe erlitten.

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