Missbrauch: Wieviel Transparenz will die Kirche – Klaus Mertes ein Nestbeschmutzer


Seit 2011 ist Klaus Mertes Direktor des Kollegs St. Blasien. Wikimedia/Etzagots
Klaus Mertes deckte 2010 einen der grössten Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche auf. Über Jahre hinweg hatten zwei Patres am Canisius-Kolleg in Berlin hunderte von Schülern missbraucht. Mertes machte die Fälle öffentlich und wurde bald darauf in einen kleinen Ort im Schwarzwald versetzt.

Von Hansjörg Schultz | SRF

Als Klaus Mertes Kolleg-Rektor in Berlin war, haben sich ihm zwei ehemalige Schüler anvertraut. Er hat daraufhin sämtliche Schüler der betroffenen Jahrgänge des Canisius-Kollegs angeschrieben und nach ihren Erlebnissen mit Patres gefragt. Es stellte sich heraus, dass Hunderte missbraucht wurden, ohne dass es Konsequenzen für die Übeltäter gegeben hätte.

Mertes übernahm die Verantwortung für das Vertuschen und das Schweigen in seiner Kirche. Er brach ein Tabu, ging an die Öffentlichkeit und entschuldigte sich für seine katholische Kirche. Er erhielt jede Menge Preise, darunter in der Schweiz den Herbert-Haag-Preis.

«Das hätte man intern regeln können»

Nach weltlichen Massstäben hatte der Aufklärer etwas von einem Helden, er hatte eine 2000 Jahre alte, machtvolle Institution wachgerüttelt.

Für jene, die über Mertes in der Kirchenhierarchie sind, war und ist Mertes ein Kirchenrebell, ein Nestbeschmutzer. «Das hätte man doch auch intern regeln können», sagen sie. Und: Erst kommt die Kirche, dann kommen die Menschen.

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